Landesbischof: Das sind die Grenzen für Christen in der AfD
Eine Mitgliedschaft in der AfD und ein Leben als Christ schließen sich nach den Worten des evangelischen Landesbischofs Ralf Meister nicht aus, solange sich die AfD im Rahmen des geltenden Rechts bewegt. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte Meister: "Was nicht funktioniert, ist, Christ zu sein und sich antisemitisch, menschenverachtend, ausgrenzend, rassistisch zu äußern oder andere Menschen öffentlich und in Online-Netzwerken zu beleidigen."
Das entspreche nicht dem geistlichen Auftrag eines Christen, so der Landesbischof von Hannover weiter. "Diese Haltung unterstelle ich aber nicht allen AfD-Mitgliedern." Man müsse deutlich machen: "Wer AfD-Mitglied ist fördert Positionen, die zu rechtsradikalen Wertverschiebungen führen." Er ermuntere Gemeinden, offener über Haltungen und politische Bindungen zu sprechen, erklärte der Landesbischof.
Radikale Haltungen scharf verurteilen
Meister forderte, radikale Haltungen scharf zu verurteilen. "Auf der anderen Seite bin ich sehr behutsam zu sagen: Mit denen reden wir nicht." Auch um diese Menschen, die momentan nicht mehr dazu gehörten, müsse man sich kümmern. "Selbst wenn sie sagen: Lass mich in Ruhe. Es befreit uns keiner von der Verantwortung, sie im Blick zu behalten", sagte der Geistliche, der die größte deutsche evangelische Landeskirche führt.
Auch die katholischen Bischöfe in Deutschland hatten in der Vergangenheit für einen differenzierten Blick auf die AfD geworben. "Eine deutliche Ansage, ob Katholiken der AfD angehören dürfen, würde mir schwerfallen", sagte etwa der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers. Er betonte jedoch, jeder in der AfD oder bei Pegida engagierte Christ stehe vor der Frage, ob er das mit seinem Gewissen vereinbaren könne. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hatte mit Blick auf Christen in der AfD von "roten Linien" gesprochen. Dazu zählten "Ausländerfeindlichkeit, Verunglimpfung anderer Religionsgemeinschaften, bei einer Überhöhung der eigenen Nation, bei Rassismus, Antisemitismus, bei Gleichgültigkeit gegenüber der Armut in der Welt". (bod/KNA)