Ein etwas anderer satirischer Wochenrückblick von Joachim Heinz

Keine Zeit für Heiterkeit!

Veröffentlicht am 29.09.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ein Wochenrückblick über Kurioses in der Kirche am Ende der Woche, in der die deutschen Bischöfe über sexuellen Missbrauch informierten? Geht nicht, meint Joachim Heinz. Er schreibt daher über weltliche Themen – und lässt den Missbrauch dennoch nicht ganz aus.

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Diese Kolumne soll "Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt" satirisch betrachten. Doch da ist derzeit nichts Heiteres in der katholischen Welt. Stattdessen Nachrichten, die beschämen und traurig machen. Der Kolumnist kapituliert. Und weicht stattdessen auf weltliche Themen aus.

Schwer in Mode zu sein scheinen derzeit Rücktrittsforderungen und Abwahlen. Höhepunkte in der zuende gehenden Woche: Das Theater um Chef-Verfassungsschützer Hans-Georg Maaßen und die Niederlage von Volker Kauder bei der Abstimmung über den Vorsitz in der Unions-Bundestagsfraktion. Und schon geht sie wieder los, die immer gleiche Kaffeesatzleserei der selbst ernannten "Hauptstadtjournalisten" im "politischen Berlin". Platzt nun endlich die "Groko"? Scheitert Merkel? Kippt die Republik? Der stumme Beobachter horcht unterdessen in sich hinein: Wäre es nicht - gerade jetzt und in diesen Zeiten – wichtiger, um Inhalte und Sachfragen zu ringen, sie zu analysieren und erklären, als küchenpsychologische Erkenntnisse auszuwalzen?

Das würde allerdings die Bereitschaft voraussetzen, hinzuschauen und zuzuhören. Eine Fähigkeit, die sich offenbar großflächig auf dem Rückzug befindet. Nicht nur unter Journalisten, sondern auch in der Politik. Wann immer möglich, ist der Ruf nach "Konsequenzen" zu hören, vulgo Rücktritt. Eine Partei, die es in dieser Disziplin zu wahrer Meisterschaft gebracht hat, ist die AfD. Der Kolumnist hat nachgezählt. In den vergangenen vier Wochen haben Gauland und Co unter anderem aus dem Amt entfernen wollen: Regierungssprecher Seibert, Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Aras und natürlich und immer wieder die Bundeskanzlerin. Der Ruf "Merkel muss weg!" kaschiert aufs Angenehmste das inhaltliche Vakuum des Krakeelers. Und enthebt ihn der Pflicht, sich selbst zur zugegebenermaßen anstrengenden Wirklichkeit zu verhalten - die übrigens nicht deckungsgleich ist mit der "Virtual Reality" im Netz.

Denn: Wenn das so weitergeht, dann haben wir irgendwann keinen mehr, der zurücktreten kann. Weil niemand mehr die Verantwortung für politisch und gesellschaftlich relevante Entscheidungen übernehmen mag.

Das sollten vielleicht auch jene bedenken, die in der Debatte über Missbrauch – offen oder versteckt – den Rücktritt von Papst Franziskus fordern. Gut, wenn die Person des Heiligen Vaters nicht mehr gar so sakrosankt ist wie in früheren Tagen. Aber wäre es stattdessen nicht das Gebot der Stunde, wenn sich Papst und Bischöfe in direkten Gesprächen noch viel stärker als bisher den Betroffenen stellen – um dann auch die notwendigen Schlüsse daraus zu ziehen?

Überholte Sexualmoral, ein ungutes Machtgefälle, Männerbünde – und: Wie kann die angemessene Entschädigung für erlittenes Leid aussehen? Die Themen stehen im Raum, die deutschen Bischöfe wollen einen neuen Anlauf für einen "transparenten Gesprächsprozess" wagen. Die Betroffenen haben ein Recht auf Antworten. Im Kirchenvolk dürfte das Interesse daran ebenfalls groß sein. Die Politik lehrt: Rücktritte können im Einzelfall ein Zeichen setzen – aber sie dürfen nicht an die Stelle von hinschauen, zuhören – und handeln – treten. Sonst wird’s noch trauriger, als es ohnehin schon ist.

Von Joachim Heinz

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"War's das?!" fragt katholisch.de in seinem satirischen Wochenrückblick. Im Wechsel lassen verschiedene Autoren samstags die zu Ende gehende Woche Revue passieren. Mit einem Augenzwinkern blicken sie auf Kurioses und Bemerkenswertes in der katholischen Welt zurück.