Kardinal Ouellet schreibt offenen Brief an Ex-Nuntius Vigano

Bischofskongregation reagiert auf Vorwürfe gegen Papst Franziskus

Veröffentlicht am 07.10.2018 um 13:41 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Ex-Nuntius Carlo Maria Vigano hatte Papst Franziskus vorgeworfen, Sanktionen gegen einen des Missbrauchs verdächtigten Kardinal gelockert zu haben. Kurienkardinal Marc Ouellet weist die Vorwürfe gegen den Papst zurück und ruft Viagno zur Ordnung.

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Der Präfekt der päpstlichen Bischofskongregation und Kurienkardinal Marc Ouellet hat auf die Anschuldigungen des früheren Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano, gegen Papst Franziskus reagiert. In einem Brief an Vigano schreibe Ouellet, weder Papst Benedikt XVI. noch Papst Franziskus hätten vor dem Sommer 2018 Sanktionen gegen den damaligen Kardinal Theodore McCarrick ausgesprochen, berichtet das vatikanische Medium "Vatican News". Es hätten "im Gegensatz zu heute keine hinreichenden Beweise über seine mutmaßliche Schuld" vorgelegen.

"Vatican News" veröffentlicht Inhalte aus dem Brief einen Tag nachdem das vatikanische Presseamt eine eigene Erklärung zum "Fall McCarrick" verbreitete. Diese ging jedoch nicht auf Viganos Vorwürfe ein. Dieser hatte Ouellet Ende September aufgefordert, Dokumente offenzulegen, die angebliches Fehlverhalten von Papst Franziskus im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen McCarrick beweisen sollen. Franziskus hatte McCarrick Ende Juli aus dem Kardinalstand entlassen, nachdem Anschuldigungen bekannt wurden, der ehemalige Erzbischof von Washington habe als Priester in den 1970er Jahren einen Messdiener missbraucht.

"Keine entsprechenden Dokumente mit Unterschriften des Papstes"

Auch wenn er Fehleinschätzungen der Kurie in Sachen McCarrick nicht ausschließt, weist Ouellet in seinem dreiseitigen Schreiben sämtliche Vorwürfe Viganos zurück. Er bestätige allerdings, dass die Bischofskongregation unter ihm selbst sowie bereits unter seinem Vorgänger Kardinal Giovanni Battista Re den emeritierten Erzbischof "zu einem zurückgezogenen Lebensstil, Gebet und Buße zu seinem eigenen Wohl und dem der Kirche" aufgefordert hatte. "Es ist falsch, diese Maßnahmen als Sanktionen darzustellen, die von Papst Benedikt XVI. dekretiert und von Papst Franziskus aufgehoben wurden", schreibt Ouellet. Der Kanadier ist seit Juni 2010 Präfekt der Bischofskongregation.

In den Unterlagen der Kongregation fänden sich auch keine entsprechenden Dokumente mit Unterschriften des einen oder des anderen Papstes. Anders als heute habe es damals nicht genügend Beweise gegeben, die eine offizielle Sanktion gerechtfertigt hätten. Auch sei in den Unterlagen, die Vigano bei seinem Amtsantritt in Washington von der Bischofskongregation bekommen habe, der Name McCarrick gar nicht erwähnt.

Ouellet räumte ein, er frage sich heute, warum McCarrick trotz umlaufender Gerüchte in der Kirchenhierarchie so hoch habe aufsteigen können. Man müsse aber verstehen, dass päpstliche Entscheidungen stets von den Informationen abhängen, die jeweils vorlegt werden. Den verantwortlichen Personen grundsätzliche Verdorbenheit und Komplizenschaft vorzuwerfen, sei ungerecht. McCarrick habe sich damals stets gut zu verteidigen gewusst.

Seinen Brief schreibe er mit päpstlicher Erlaubnis, so der kanadische Kurienkardinal. Er schildere darin seine persönliche Einschätzung als Präfekt der Bischofskongregation – basierend auf der Aktenlage in seiner Behörde und persönlichen Kontakten. Viganos aktuelle Position, so Ouellet, erscheine ihm "unbegreiflich und extrem verwerflich". Es sei völlig abwegig, dass Vigano vom Skandal sexuellen Missbrauchs zu profitieren suche, um der moralischen Autorität des Papstes "einen unerhörten und unverdienten Schlag zu versetzen". Er rief Vigano auf, aus seinem derzeitigen Versteck aufzutauchen, zu bereuen und sich mit dem Papst zu versöhnen. (luk/KNA)