Streit um Ukraine: Russische Kirche bricht mit Konstantinopel
Die russisch-orthodoxe Kirche bricht im Streit um die kirchliche Hoheit über die Ukraine jeden Kontakt mit dem Patriarchen von Konstantinopel ab. Damit vertieft sich die Spaltung zwischen den wichtigsten Machtzentren der orthodoxen Christenheit. Das Leitungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche habe beschlossen, "dass es unmöglich ist, die eucharistische Gemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat fortzusetzen", teilte das kirchliche Außenamt am Montagabend nach einer Sitzung des Heiligen Synods in der weißrussischen Hauptstadt Minsk mit. Solange Konstantinopel seine "antikanonischen Entscheidungen" nicht widerrufe, dürften Laien keine Sakramente des Patriarchats von Konstantinopel empfangen.
Der Ökumenische Patriarch Bartolomaios I. von Konstantinopel, der ranghöchste orthodoxe Kirchenführer, hatte vergangene Woche die Hoheit über die zersplitterte orthodoxe Kirche in der Ukraine übernommen. Dies gilt als Zwischenschritt zu einer kirchlichen Selbstständigkeit (Autokephalie) der Ukraine. Einige orthodoxe Bischöfe aus zwei ukrainischen Kirchen gaben vor einigen Tagen bekannt, ein Vereinigungskonzil zur Schaffung einer ukrainisch-orthodoxen Kirche vorzubereiten. Die unter dem Moskauer Patriarchat stehende ukrainisch-orthodoxe Kirche lehnt das Vereinigungskonzil ab. Moskau will die Oberhoheit über die Ukraine behalten und wirft Konstantinopel eine "Invasion" in das Territorium der russischen Kirche vor.
Die russisch-orthodoxe Kirche ist die größte Nationalkirche und rechnet seit mehr als drei Jahrhunderten auch die Ukraine zu ihrem Gebiet. Moskau werde die Entscheidungen aus Konstantinopel nicht anerkennen, sagte der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion vor der Presse. Er warf Bartolomaios I. vor, die Kirche zu spalten. 1996 hatte das Moskauer Patriarchat im Streit um die Kirche in Estland schon einmal den Kontakt zu Konstantinopel ausgesetzt.
Die politische Führung der Ukraine will im Konflikt mit Moskau den Einfluss der als feindlich empfundenen russischen Kirche zurückdrängen. (rom/dpa/KNA)