Standpunkt

Eine Buchreligion muss ihre Bibliotheken erhalten!

Veröffentlicht am 24.10.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Zum Tag der Büchereien heute kommt der Film "Ex Libris" in die Kinos. Der dreht sich zwar um eine der größten Bibliotheken der Welt. Dominik Blum sind aber auch die viel kleineren Büchereien hierzulande ein leidenschaftliches Plädoyer wert - vor allem die katholischen.

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"Eine dokumentarische Sensation" wird der neue Film von Frederick Wiseman im Feuilleton der "Zeit" genannt. Der Grandseigneur des US-Dokumentarfilms widmet sich mit Ex Libris, der jetzt in den deutschen Kinos läuft, der Institution Bibliothek. Es geht zugegebenermaßen nicht um eine Kleinstadtbücherei, sondern um eine der größten Bibliotheken der Welt, die New York Public Library. 51 Millionen Medien, über 90 Außenstellen in der ganzen Stadt. Was diese Mega-Bibliothek leistet, steht aber exemplarisch auch für andere Büchereien: Bücher, Filme und Noten unterhalten, schaffen Lebensqualität. Lesen und Vorlesen haben eine soziale Qualität über ethnische und kulturelle Grenzen hinweg, die oft zu Bildungsgräben werden. So hängen Lebenschancen und Zukunftsträume und ihre Realisierung oft mit Medienkompetenz zusammen. Bibliotheken sind egalitäre Orte, an denen sich Bildungsgerechtigkeit realisiert und Demokratie gefördert wird. All das zeigt Wisemans Film unaufdringlich und ohne zu predigen in der Tradition des Direct Cinema.

Ex Libris startet nicht zufällig in dieser Woche im Kino. Denn seit 1995 ist jedes Jahr am 24. Oktober der Tag der Bibliotheken. Über 10.000 gibt es in Deutschland, fast 4.000 davon sind Katholische öffentliche Büchereien, kurz KÖBs. Ob groß oder klein, diese Büchereien arbeiten mit an dem, was auch die New York Public Library leistet. Hier finden Menschen Gemeinschaft über die Grenzen von Konfession, Nationalität, Bildung und Milieu hinweg. Dass Bücher und Filme, Spiele, Musik und E-Books auch in der 'Bronx' zur Verfügung stehen, für dieses soziale Ziel engagieren sich in den KÖBs deutschlandweit mehr als 35.000 Ehrenamtliche. Und durch eine gute Medienauswahl kommen Kinder, Jugendliche und Erwachsene über allerlei Medien hier in Kontakt mit den großen und kleinen Fragen nach Gott und der Welt - übrigens auch viele Geflüchtete, die sich für das deutsche Wertesystem interessieren.

Öffentliche Bibliotheken zu erhalten, steht einer Buchreligion gut zu Gesicht. So könnte die katholische Kirche mit ihren KÖBs in Zukunft selbst dort präsent sein, wo Kirchengebäude aufgegeben werden müssen - und würde Viele und Vieles erreichen.

Von Dominik Blum

Der Autor

Dominik Blum leitet das Referat Erwachsenenseelsorge beim Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.