Ungewöhnlicher Vorschlag aus Rom

Medien: Vatikan bei Wucherpfennig zu Kompromiss bereit

Veröffentlicht am 24.10.2018 um 14:27 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg/Vatikanstadt ‐ Ist eine Lösung in der Causa Wucherpfennig in Sicht? Offenbar ist der Vatikan zu einem Kompromiss bereit und könnte dem Jesuiten-Rektor doch noch das "Nihil obstat" erteilen. Das wäre allerdings an eine ungewöhnliche Bedingung geknüpft.

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Im Streit um die kirchliche Unbedenklichkeitserklärung für den Jesuiten Ansgar Wucherpfennig zeigt sich der Vatikan laut einem Medienbericht zum Kompromiss bereit. Der Vatikan könne sich vorstellen, dem Rektor der Hochschule Sankt Georgen das "Nihil obstat" zu geben, wenn der Generalobere des Jesuitenordens, Arturo Sosa, die Verantwortung für dessen "Rechtgläubigkeit" übernimmt, berichtet die "Herder Korrespondenz" am Mittwoch unter Berufung auf Kurienkreise.

Sosa ist Großkanzler der Jesuitenhochschule in Frankfurt und ernennt den gewählten Rektor, sobald die vatikanische Bildungskongregation ihre Zustimmung gegeben hat. Vier Jahre war Wucherpfennig zuvor bereits in dieser Position. Die Zustimmung zu weiteren zwei Jahren und einer dritten Amtszeit wurde ihm bisher jedoch verwehrt. Seit Semesterbeginn hat Thomas Meckel als Prorektor die Leitung kommissarisch übernommen. Wucherpfennig hatte sich in einem Interview positiv zur Homosexualität und zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare geäußert.

Heiliger Stuhl setzt auf Deeskalation

Laut "Herder Korrespondenz" will der Heilige Stuhl in der Sache nun auf Deeskalation setzen und sich in dem Streit mit der Hochschule nicht um jeden Preis durchsetzen. "Rom hat das Rennen um die öffentliche Sympathie sowieso verloren", sagte demnach ein Insider. Auch von einer Verkettung unglücklicher Umstände ist die Rede. So hätte man sich in den Vatikanbehörden lediglich an das vorgeschriebene Prozedere gehalten, wie es in den "Normen zur Erteilung des Nihil obstat" festgelegt sei. Darüber hinaus hätten sich durch die Sommerpause weitere Verzögerungen in der Erteilung der Unbedenklichkeitserklärung ergeben.

Die Wahl Wucherpfennigs hatte bereits im Februar stattgefunden. Im März bat der Generalobere Sosa den Vatikan um das "Nihil obstat". Als schließlich die Ablehnung aus Rom kam, "habe ich umgehend reagiert, wie auch Pater Wucherpfennig", betonte der Provinzial der Jesuiten, Johannes Siebner, im Gespräch mit katholisch.de. "Ich habe auch darauf hingewiesen, dass wir nur noch zehn Wochen Zeit haben, bis am 1. Oktober das Semester beginnt." Siebner hatte sich wie auch der für die Hochschule zuständige Bischof Georg Bätzing (Limburg) hinter Wucherpfennig gestellt. (bod)