Bei Verlegung von Leichnam Francos

Regierung droht mit Schließung von Kathedrale

Veröffentlicht am 06.11.2018 um 14:41 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Wo darf ein Diktator beerdigt sein? Diese Frage beschäftigt die spanische Politik nicht erst seit den letzten Monaten. Nun will die sozialistische Regierung ein Gesetz ändern – das hätte Folgen für die Kathedrale von Madrid.

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Der Streit um die Umbettung der Überreste des spanischen Diktators Francisco Franco (1892-1975) geht weiter: Die sozialistische Regierung hat mit der Schließung der Almudena-Kathedrale in Madrid gedroht, sollte Franco in der dortigen Krypta bestattet werden. Eine Gesetzesreform soll verbieten, dass die Leiche Francos an einem der Öffentlichkeit frei zugänglichen Ort beerdigt werden darf, berichtete die Zeitung "El País" am Dienstag unter Berufung auf Quellen der regierenden sozialdemokratischen Partei (PSOE) berichtete. Die Verantwortlichen von öffentlichen Plätzen und Anlagen müssten demnach künftig mit Sanktionen rechnen, wenn es dort zur Verherrlichung des Franco-Regimes kommen sollte.

Bild: ©Fotolia.com/anekoho

Die Almudena-Kathedrale in Madrid ist der Bischofssitz des Erzbischofs der spanischen Hauptstadt.

Schon seit Monaten gibt es immer neue Diskussionen um die von der Regierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez vorangetriebene Umbettung des Franco-Leichnams. Bislang befinden sich die Überreste des "Caudillo" im "Tal der Gefallenen", einem riesigen Mausoleum, das bis heute Pilgerstätte für Rechtsextreme ist. Francos Familie hatte zuletzt mitgeteilt, einer Verlegung der Überreste nur dann zuzustimmen, wenn der Leichnam in ein Familiengrab in der Madrider Kathedrale gebracht werde. Vizeregierungschefin Carmen Calvo sagte daraufhin, der Staat müsse garantieren, dass Francos neue Ruhestätte nicht zu "Aktionen zur Verherrlichung" missbraucht werden könne.

Exhumierung noch vor Jahresende geplant

Vor wenigen Tagen hatte sich Calvo mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in Rom getroffen, um sich für das Vorhaben die Unterstützung des Vatikans zu sichern. Während Calvo nach dem Treffen verkündete, es sei zu einem Beschluss gekommen, gab der Vatikan über eine Pressemitteilung bekannt, man habe sich "zu keinem Zeitpunkt zum Ort der neuen Bestattung geäußert".

Wo der Leichnam möglicherweise begraben werden könnte, ist momentan noch offen. Auch gibt es noch keinen Termin für die Verabschiedung der Gesetzesreform. Die Regierung hatte zuvor angekündigt, den Leichnam noch vor dem Jahresende zu exhumieren. (rom/dpa)