Untersuchungen in Richtung des Orlandi-Entführungsfalls von 1983 laufen

Medien: Polizei findet weitere Knochen auf Vatikan-Gelände

Veröffentlicht am 06.11.2018 um 15:11 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Vor einer Woche wurden auf vatikanischem Gebiet Knochen entdeckt, die der 1983 verschwundenen damals 15-jährigen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi gehören könnten. Nun fand die Polizei weitere Knochenfragmente – die DNA-Untersuchung läuft bereits.

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Auf dem Gelände der Vatikanbotschaft in Rom sind nach Medienberichten weitere Knochenteile gefunden worden. Laut Meldungen vom Dienstag stellte die Polizei die menschlichen Überreste bei einer neuerlichen Untersuchung sicher. Die Knochen könnten eventuell zur Identifizierung der vor einer Woche entdeckten Skelettteile beitragen, hieß es. Gefunden wurden laut "Rai News" Fragmente von Schädel und Kiefer. Nicht klar sei, ob die Skelette zu mehreren Personen gehören.

Vor einer Woche waren bei Arbeiten am Kellerfußboden eines Nebengebäudes der päpstlichen Nuntiatur in Italien menschliche Knochenreste gefunden worden. Die vatikanische Gendarmerie schaltete darauf die italienischen Behörden ein. Seitdem lässt die römische Staatsanwaltschaft die Funde untersuchen; sie hat zudem ein Verfahren gegen Unbekannt wegen Mordverdachts eröffnet. Laut Medien, die sich auf Quellen bei Polizei und Justiz berufen, gibt es bislang keine sicheren Erkenntnisse zu Alter und Geschlecht. Auch der mutmaßliche Todeszeitraum sei unklar.

DNA-Tests mit Fokus auf die Fälle Orlandi und Gregori

Die Ende Oktober gefundenen Knochenteile werden laut "Rai News" seit Montagnachmittag genetisch untersucht. Zuvor gab es eine erste gerichtsmedizinische Untersuchung. Die DNA-Tests, die in acht bis zehn Tagen zu Ergebnissen führen sollen, sollen Aufschluss über einen möglichen Zusammenhang mit dem Verschwinden zweier 15-jähriger Mädchen vor 35 Jahren geben. Die Fälle von Emanuela Orlandi und Mirella Gregori gehören zu den spektakulärsten der jüngeren Kriminalgeschichte Italiens.

Linktipp: Hat der Vatikan Emanuela Orlandi entführt?

Es ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle Italiens: Vor mehr als 30 Jahren verschwand die 15-jährige Emanuela Orlandi. Ein Dokument soll nun belegen: Der Vatikan steckt dahinter. Aber ist es echt? (Artikel vom September 2017)

Orlandi, die damals 15-jährige Tochter eines Vatikanangestellten, war am 22. Juni 1983 verschwunden. Seither gibt es keine Spur mehr von ihr. Um den Fall ranken sich viele Gerüchte und Vermutungen. So wurde unter anderem vermutet, dass durch die Entführung Orlandis der Papstattentäter Ali Agca freigepresst werden sollte. 2012 hieß es, die Gebeine befänden sich im Grab eines Mafiabosses; die Vermutungen erwiesen sich als falsch. Zuletzt sollten neue Dokumente beweisen, dass der Vatikan selber Orlandi entführt habe.

Die Römerin Gregori verschwand rund 40 Tage vor Orlandi. Nach Agcas Autobiografie sind beide Fälle sowie das kurzzeitige Verschwinden des sowjetischen Journalisten Oleg Bitow von der Filmbiennale in Venedig am 9. September 1983 miteinander verwoben. (luk/KNA)