Standpunkt

Die Kirche muss sich den digitalen Lebensrealitäten stellen

Veröffentlicht am 01.03.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Soziale Netzwerke sind partizipative Plattformen und Begegnungsstätten, die von der Kirche noch immer nicht ausreichend genutzt werden, kritisiert Susanne Hornberger. Sie befürchtet, dass das für die Kirche fatale Folgen haben könnte.

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Der moderne Mensch hetzt. Durch den Alltag, durch den Job, durch sein Leben. Schwupp, ist ein Monat vergangen. Deshalb hat er selten wirklich Zeit. Alles, was Zeit spart, ist gut. Das gilt für den Konsum von Nachrichten, beim Einkaufen, bei Transportmitteln. Um diese Menschen zu Kunden zu machen, müssen sie dort abgeholt werden, wo sie sich tummeln, und man muss ihnen das anbieten, was sie benötigen. Schnell, effektiv, einfach.

Apps machen das. Sie eröffnen das gesamte Angebot einer Firma auf einen Klick. So wird beispielsweise Mobilität in Zukunft neu gedacht. Car-Sharing-Angebote bündeln ihre Kompetenzen in einer App. Der Grundgedanke: Die Bedürfnisse des Kunden stehen im Mittelpunkt. Was will er? Was benötigt er? Nicht nur Wirtschaftsunternehmen denken um, auch die Medienbranche. Man kann die digitale Entwicklung mögen oder nicht. Sich davor zu verschließen, ist ein fataler Fehler. Dann verliert man ganze Generationen. Beispiel Podcast. Was ich gerade in einem Seminar gehört habe, hat mich aufgerüttelt: Die junge Generation ("Millennials"), wurde berichtet, informiert sich fast nur noch via Podcasts. Will sagen: Die Firma, die dort nicht zu finden ist, hat schon verloren.

Bei Facebook sind mittlerweile die etwas älteren Semester unterwegs. Soziale Netzwerke sind partizipative Plattformen und Begegnungsstätten, die von der Kirche noch immer nicht ausreichend genutzt werden. Dabei bieten sie ungeahnte Möglichkeiten, die Schönheit des Glaubens zu präsentieren. Oder Menschen, die in der Politik keine Lobby mehr haben, zu treffen und ihnen entsprechende Angebote machen. Beispiel: Ledige und Alleinerziehende. Die Zeiten, in denen man sich zurücklehnen und darauf warten konnte, dass die Kunden von selbst kommen, sind lange vorbei. Man muss sich den Lebensrealitäten stellen und neue Blickwinkel einnehmen, also über den eigenen Tellerrand schauen. Erst die Inhalte, dann die Struktur. Das gilt für alle, für die Wirtschaft, die Medien und die Kirche.

Von Susanne Hornberger

Die Autorin

Susanne Hornberger ist Chefredakteurin der Münchner Kirchenzeitung.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.