Bei Mutter Kirche hängt der Haussegen schief
Ach, die Familie, man kann nicht mit ihr, man kann nicht ohne sie. In Palermo knallt's zum Beispiel wegen einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung: Don Alessandro ist raus. Exkommuniziert. Häresie und Schisma werden dem Polterpriester vorgeworfen, der die Kirche unter Papst Franziskus für eine "unwürdige Prostituierte, die sich an die Mächte der Welt verkauft" hält. Damit und mit fragwürdigen Marienerscheinungen und Ordensgründungen hat er sich die Exkommunikation zugezogen.
Doch selbst für den größten Pöbler vor dem Herrn gibt es Hoffnung: Den Weg zurück in den Schoß von Mutter Kirche hat der Kölner Weihbischof Ansgar Puff aufgezeigt, der genau auf diese Frage eine Antwort weiß. "Was wäre, wenn ich plötzlich feststellen müsste, dass meine leibliche Mutter eine Prostituierte ist?", fragte der Bischof vor kurzem. "Ich wäre so enttäuscht. Ich wäre so sauer auf sie, so wütend, so traurig", antwortet Puff sich selbst. "Aber ich würde sie immer noch lieben. Sie ist doch meine Mutter." Also, Don Alessandro: zurück zu Muttern!
Auch unter Brüdern ist es schwierig, selbst evangelischen Räte helfen da nicht. Bei den Viganòs hängt der Haussegen schief. Als hätte Viganò junior, der Erzbischof und Nuntius a.D. Carlo Maria, nicht schon genug Ärger mit dem (Heiligen) Vater! Seit 2010 schwelte der Konflikt ums elterliche Erbe zwischen ihm und Lorenzo Viganò, seines Zeichens Bibelwissenschaftler. (Die Bibel, das ist das Buch mit dem "Schatz im Himmel" und dem Kamel und dem Nadelöhr.) Fast zwei Millionen Euro zu viel hatte der kleine Bruder aus dem Familienvermögen abgezwackt, entschied nun ein Mailänder Richter zugunsten des großen. Das Geld ist hauptsächlich für Portokosten draufgegangen, munkelt man.
Ein anderer Familienzwist, dieses Mal mit Mutter Kirche und nicht mit Bruder Ex-Nuntius, endete dafür diese Woche versöhnlich: Das Nihil obstat für Ansgar Wucherpfennig ist dann doch noch gekommen. Aus dem Rektor der Herzen wird nun wieder der rechtmäßige Rektor der Frankfurter Jesuitenhochschule. Nur eine kleine Erklärung musste er unterzeichnen: "Ich glaube, dass das Weiße, das ich sehe, schwarz ist, wenn die Hierarchische Kirche es so definiert" –, nein, halt, das war ein anderer Jesuit zu einer anderen Zeit.
Heute geht man in derartigen Disziplinaria achtsamer vor, Kadavergehorsam ist out, kein frecher Knabe wird mehr übers Knie gelegt: Wo es seine Ämter verlangen, teilt sein Ordensgeneral mit, werde der Professor die Lehre der Kirche über die Frauenweihe ("ist nicht weil war nie und wo kämen wir da hin!") und über Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare ("ist nicht weil nicht natürlich und wo kämen wir da hin!") "vollständig und umfassend" darstellen, seine Anfragen daran als persönliche Position kennzeichnen – bestimmt mit Achtung, Mitleid und Takt. Das ist man Mutter Kirche schuldig.