Bätzing: Kirche muss sich als Täterorganisation bezeichnen lassen
Laut dem Limburger Bischof Georg Bätzing muss sich die katholische Kirche mit Blick auf den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen sagen lassen, dass sie eine "Täterorganisation" ist. Sie habe Täter geschützt und falsch gehandelt, sagte Bätzing am Freitag bei einem Treffen mit mehr als 150 Seelsorgern seines Bistums in Limburg. Und weiter: "Sie muss sich sagen lassen, die Opfer nicht beachtet zu haben. Und sie muss sich sagen lassen, systemische Faktoren, die sexuellen Missbrauch befördern, nicht im Blick gehabt zu haben."
Bätzing: Ein "Weiter so" darf es nicht geben
Der Bischof betonte, dass es nach der im September veröffentlichten Studie der Deutschen Bischofskonferenz zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche kein "Weiter so" geben dürfe. Stattdessen brauche es "eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten der Studie auf allen Ebenen des Bistums". Es brauche Austausch und es müsse ein gemeinsamen Verständnis dafür entwickelt werden, was unter Themen wie Klerikalismus, Machtmissbrauch und der Diskussion um den Zölibat alles zu verstehen sei.
Bätzing erklärte, dass er den Weg der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Limburg konsequent, transparent, offen und mit externer Begleitung weitergehen wolle. Zudem solle ein Perspektivwechsel auf die Opfer hin stattfinden, so der Oberhirte bei dem Treffen mit den Seelsorgern.
"Worte sind genug gemacht. Wir müssen ins Handeln kommen"
Mit Blick auf die Missbrauchsstudie kündigte Bätzing einen Prozess an, der sich mit der Bearbeitung des Themas, mit Perspektiven und den Empfehlungen der Studie befasse solle. Ein Projektfahrplan sei bereits in Arbeit und werde noch in diesem Jahr synodal und kurial erarbeitet. "Worte sind genug gemacht. Wir müssen ins Handeln kommen", so der Bischof. Zum Handeln gehöre das Sprechen über Missbrauch in der Kirche. Außerdem brauche es einen ergebnisoffenen Austausch über die kirchliche Sexualmoral, über Klerikalismus, über die Rolle der Frau in der Kirche, über Macht, über die Ausbildung von Priestern sowie über die Führung von Personalakten.
Das Treffen mit den Seelsorgern war Teil des Informations- und Austauschprozesses zur Missbrauchsstudie im Bistum Limburg. Alle synodalen und kurialen Gremien der Diözese hätten sich erstmals damit befasst und eine Weiterbeschäftigung mit dem Thema beschlossen, so das Bistum. Nach der Veröffentlichung der Studie hätten sich eine Gruppe von Frauen, die in der Seelsorge der Diözese arbeiten, sowie weitere Berufsgruppen mit dem Wunsch nach einem Gespräch an den Bischof gewandt. Mit dem Treffen am Freitag habe der Bischof diesen Wunsch aufgegriffen. (stz)