Australien: Großteil der Bistümer unterstützt Missbrauchsfonds
Gut 90 Prozent aller katholischen Bistümer und Gemeinden in Australien sind inzwischen dem "Nationalen Entschädigungsfonds" für Missbrauchsopfer beigetreten. Die restlichen Gemeinden und Bistümer würden sich dem Programm in den kommenden Wochen anschließen, teilte Erzbischof Mark Coleridge als Vorsitzender der Bischofskonferenz am Donnerstag mit. Für dieses Ziel arbeite die eigens von den Bischöfen gegründete Firma "Australian Catholic Redress Ltd" weiterhin eng mit dem Sozialministerium zusammen.
"Es ist uns bewusst, dass bei den Diözesen bereits viele Anträge auf Entschädigungszahlungen eingegangen sind. Deshalb werden wir so schnell wie möglich handeln, um sie zu bearbeiten", betonte Coleridge.
Die Einrichtung eines Nationalen Entschädigungsfonds war eine der Kernempfehlungen der Nationalen Missbrauchskommission, die im Dezember 2017 nach fast fünfjähriger Arbeit ihren Abschlussbericht vorgelegt hatte. Die Zahlungen sollen jene religiösen und weltlichen Institutionen leisten, von deren Mitarbeitern die Betroffenen missbraucht wurden. Erst wenn eine Institution nicht mehr existiert oder bankrott ist, soll die öffentliche Hand als Geldgeber einspringen.
Kirche trägt ein Viertel der Kosten
Schätzungen zufolge werden sich die Wiedergutmachungszahlungen für die insgesamt rund 60.000 Missbrauchsopfer auf umgerechnet 2,5 Milliarden Euro belaufen. Umgerechnet rund 645 Millionen Euro davon muss die katholische Kirche tragen – rund ein Viertel des Gesamtbetrags.
Neben den religiösen und weltlichen Institutionen sind auch die australische Bundesregierung sowie die Bundesstaaten als Partner an dem Fonds beteiligt. Die australische Regierung schätzt, dass langfristig umgerechnet 430 Millionen Euro für Entschädigungszahlungen an Betroffene aufgebracht werden müssen, die in staatlichen Einrichtungen sexuell missbraucht wurden.
Australiens katholische Kirche steht wegen des sexuellen Missbrauchs seit Jahren im Visier der Kritik. Dem Bericht einer offiziellen Untersuchungskommission zufolge wurden zwischen 1960 und 2015 Zehntausende Kinder in kirchlichen und anderen Institutionen missbraucht. Die Kirche erklärte sich bei der Veröffentlichung der Zahlen im Jahr 2017 bereit, sich an Finanzhilfen für Opfer zu beteiligen. (mal/KNA)