Powersätze für den Weihnachtsfrieden
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Einer der großen Friedensstifter unserer Zeit ist Joachim Knape, früher Professor für Rhetorik in Tübingen, heute im Ruhestand und im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur. Den Kollegen hat der habilitierte Redekünstler einige nützlich "Tipps für Debatten am Weihnachtstisch" in die Feder diktiert, auf dass Frieden herrsche. Wenn man seine Pappenheimer kenne, könne man sich schon vorher bestimmte Entspannungsmaßnahmen überlegen, schlägt der Professor vor.
"Ich dachte, auch die Politik macht mal Weihnachtsferien!" ist einer der Powersätze zur Befriedung, wenn Onkel Adi heim ins Reich will. Ein anderer: "Ich dachte, nur der Glühwein erhitzt uns heute. Wie wollen wir uns jetzt abkühlen?", soll man neckisch sagen, wenn bei Gans und Klößen ergebnisoffen diskutiert wird, ob der Flüchtling an der Grenze erschossen werden soll.
Was in der Familie funktioniert, mithin der Keimzelle der Gesellschaft, sollte doch auch in größerem Maßstab gelingen. Also: Wir sammeln schon mal Entgegnungen auf die großen Themen der Woche, damit trotz angespannter Lage das Fest des Friedens und der Liebe kommen kann.
Probieren wir es aus. In der Ukraine gründet sich eine eigenständige Kirche, gegen das Moskauer Patriarchat. "Patriarch hier, Patriarch da, Hauptsache, ihr habt die Mama lieb", könnte man heiter entgegnen. Krise gelöst. (Und wenn's dann zu Epiphanie, dem orthodoxen Weihnachtsfest, doch zum Schisma kommt, sollte man zu einem Original-Knape greifen: "Ich dachte, auch die Politik macht mal Weihnachtsferien!")
Keine Weihnachtsferien macht die Zölibatsdebatte. Der Baseler Bischof Felix Gmür bekennt: Ein Leben ohne Sex sei wunderbar möglich. Wieder Knape: "Ich dachte, nur der Glühwein erhitzt uns heute!" Auch sein Würzburger Bruder Franz Jung lehnt die Abschaffung des Zölibats ab. "Wie wollen wir uns jetzt abkühlen?"
Zwei US-Ordensschwestern haben ordentlich Ärger am Hals, weil sie hunderttausende Dollar ihrer Schule in Las Vegas verzockt haben. Problem? Nicht mit Knape-Powersatz: "So ist das Leben, mal verliert man, mal gewinnen die anderen." Wenn das nicht zu weihnachtlichem Straferlass führt!
Diesen Knape-Satz kann sich auch Bischof Karl-Heinz Wiesemann auf den Sprechzettel schreiben. Wie Jesus in die Hölle hinabgestiegen ist ("Wie wollen wir uns jetzt abkühlen?"), ist der Speyerer Oberhirte in den Tabellenkeller der dritten Liga gestiegen und wird sogar selbst "Roter Teufel" auf dem Betzenberg.
Auch die indonesische Diözese Ruteng dürfte à la Knape endlich zur Ruhe kommen. Dort hat Bischof Hubert wohl Geld veruntreut und angeblich mit seiner Freundin durchgebracht und ist jetzt trotzdem wieder (woanders) im Dienst. Laien wie Priester schäumen angesichts dieser Bescherung. "Ich dachte, der Herr gibt's den seinen im Schlaf", könnte Bischof Hubert sagen, und alle würden versöhnt schmunzeln.
"Da wird ja die Gans im Ofenrohr verrückt!", denkt man sich schließlich angesichts des richterlichen Verbots, über die Verurteilung von Kardinal George Pell wegen sexuellem Missbrauch in Australien zu berichten. Dumm gelaufen – der australische Richter hat seinen Knape gelesen. Der empfiehlt nämlich: "Eine Pause ist immer gut. Oder man wechselt kurz das Thema." Also: "Pell? Pell? Pellkartoffeln in Australien, ganz dumme Idee bei der Hitze. Wie wollen wir uns jetzt abkühlen?"