Konsequenzen aus MHG-Studie

Erzbistum Köln übergibt Missbrauchs-Akten an Justiz

Veröffentlicht am 17.12.2018 um 14:20 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Als Konsequenz aus der großen Missbrauchsstudie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz hat nun auch das Erzbistum Köln Akten zur Verfügung gestellt. Und die Diözese geht noch einen Schritt weiter.

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Das Erzbistum Köln lässt von Staatsanwaltschaften Akten zu Missbrauchsfällen überprüfen. Es übergab nach eigenen Angaben vom Montag Originalmaterial an die Behörden in Köln, Düsseldorf und Bonn. Zugleich teilte die Erzdiözese mit, dass die Kanzlei "Westpfahl, Spilker, Wastl" aus München mit der unabhängigen Untersuchung der Missbrauchsfälle in der Erzdiözese beauftragt worden sei. Diese Untersuchung hatte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im September nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der deutschen Bischöfe angekündigt.

Auch Rolle von Personalchefs, Generalvikaren und Bischöfen klären

Ein von den Bischöfen beauftragtes Forscherteam hatte in den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Staatsanwaltschaft Köln habe in einem Gespräch ihren Bedarf an Akten im Zusammenhang mit der Studie aufgezeigt, so das Erzbistum. "Damit sind nun komplett alle bekannten Fälle aus der Vergangenheit zur Prüfung und weiteren Ermittlung übergeben", hieß es.

Losgelöst von den Ermittlungsergebnissen der Staatsanwaltschaften würden alle diese Fälle auch Gegenstand der unabhängigen Untersuchung sein, erklärte der Missbrauchsbeauftragte des Erzbistums, Oliver Vogt. Ziel der unabhängigen Untersuchung sei es, neben den Sachverhalten auch die Rolle der damaligen und heutigen Verantwortlichen, Personalchefs, Generalvikare und Bischöfe zu klären. "Wir garantieren eine unabhängige Untersuchung. Sie ist ein wesentlicher Baustein der Aufklärung für uns", sagte Generalvikar Markus Hofmann.

Unterstützt wird die Arbeit der Kanzlei den Angaben zufolge durch den Innsbrucker Kirchenrechtler Wilhelm Rees und dem Jesuitenpater Hans Zollner, der das Zentrum für Kinderschutz (CCP) an der päpstlichen Gregoriana-Universität in Rom leitet. Zollner habe einen einmaligen Überblick über die weltweiten Fälle sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche, so Hofmann. Rees sei Experte des kirchlichen Strafrechts. Damit biete die unabhängige Untersuchung die Möglichkeit, Reformvorschläge für das kirchliche Sexualstrafrecht zu erarbeiten. (KNA)

Themenseite: Missbrauch

2010 wurde erstmals eine größere Zahl von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche in Deutschland bekannt. Seitdem bemüht sich die Kirche um eine Aufarbeitung der Geschehnisse. Bei ihrer Vollversammlung veröffentlichen die deutschen Bischöfe am 25. September 2018 eine Studie, die die Missbrauchsfälle im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz zwischen 1946 und 2014 dokumentiert.