Scicluna: Darum geht es beim Missbrauchsgipfel im Vatikan
Das katholische Gipfeltreffen zum Thema Missbrauch Ende Februar im Vatikan soll Bischöfe weltweit auf einen einheitlichen Stand in puncto eigener Verantwortlichkeit bringen. Bislang sei das Bewusstsein dafür noch unterschiedlich stark entwickelt, sagte der maltesische Erzbischof Charles Scicluna der Zeitung "Times of Malta" (Sonntag). Man dürfe keinen weltweit einheitlichen Weg erwarten, das Problem anzugehen; sehr wohl aber grundlegende Werte, die umzusetzen seien.
Da das Treffen vom 21. bis 24. Februar sehr kurz sei, setze das Vorbereitungskomitee, dem Scicluna angehört, vor allem auf mittel- und langfristige Maßnahmen. Bislang habe man sich auf die Opfer und die Täter konzentriert und wie sich Missbrauch verhindern lasse. Jetzt aber brauche die Kirche ein stärkeres Bewusstsein für Verantwortlichkeit und Rechenschaft.
Zu seiner Ernennung als beigeordneter Sekretär der vatikanischen Glaubenskongregation Mitte November sagte Scicluna, der Papst wolle ihn damit jederzeit einsatzbereit haben. Das betreffe vor allem Sondermissionen wie im Frühjahr nach Chile. Dort sei es im Übrigen nicht allein um sexuellen Missbrauch gegangen, sondern auch um den Missbrauch von Macht.
Scicluna: Muss Distanz zu Kongregationen wahren
In dem Interview bestätigte Scicluna, dass er weiter Erzbischof von Malta bleibe. Ebenso bleibe er Vorsitzender jenes Komitees, das in der Disziplinarabteilung der Glaubenskongregation für Widersprüche und Berufungen zuständig ist. Dieses Gremium treffe sich monatlich, um drei bis vier Fälle zu prüfen, in denen Klerikern schweres Fehlverhalten vorgeworfen wird. Daher müsse er, um Entscheidungen der Behörde kritisch zu prüfen, eine gewisse Distanz zur sonstigen Kongregation wahren, so Scicluna. Deren alltägliche Arbeit nähmen die beiden anderen Sekretäre wahr, die Erzbischöfe Giacomo Morandi und Augustine Di Noa.
Zusammen mit den Kardinälen Blaise Cupich aus Chicago und Oswald Gracias aus Bombay (Mumbai) sowie dem Leiter des Kinderschutzzentrums in Rom, dem deutschen Psychologen und Jesuiten Hans Zollner, ist Scicluna vom Papst mit der Vorbereitung des Missbrauchsgipfels Ende Februar beauftragt.
Franziskus hatte im September bekanntgegeben, sich mit den Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen weltweit treffen zu wollen, um über die Themen Missbrauch und Kinderschutz sprechen zu wollen. Es ist das erste Mal, dass Franziskus die Leiter aller Bischofskonferenzen versammelt. Mehrere Bischöfe hatten Franziskus zuvor wegen der Skandale zur Einberufung einer Sondersynode aufgefordert. (bod/KNA)