Vor 375 Jahren wurde die Weihnachtsinsel entdeckt
Vor 375 Jahren hieß es für Kapitän William Mynors und seine Crew "Land in Sicht". Man schrieb den 25. Dezember 1643, bei dem Stück Land handelte es sich um eine 135 Quadratkilometer große Insel im Indischen Ozean. Und weil es sich datumstechnisch anbot, erhielt sie den Namen "Weihnachtsinsel".
Auf ähnliche Weise kam die Osterinsel zu ihrem Namen. Am 5. April 1722 erkundete die Expedition des Holländers Jacob Roggeveen das einsam im Pazifik gelegenen Eiland mit ebenso rätselhaften wie riesigen, aus Tuffstein gehauenen Köpfen. Die Europäer nannten es Osterinsel, "weil dies eben der Ostersonntag war", wie der zu Roggeveens Mannschaft gehörende Rostocker Carl Friedrich Behrens lapidar festhielt.
Oster- und Weihnachtsinsel, dazu die heute zu Vanuatu gehörende Pfingstinsel sowie Ascension (Christi Himmelfahrt) im Atlantik und Saint Martin oder die nach der heiligen Ursula und ihren 11.000 Jungfrauen benannten Jungferninseln in der Karibik: Man könnte ein komplettes Kirchenjahr an göttlichen Gestaden entlangschippernd verbringen.
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Zur ganzen Geschichte gehört allerdings auch, dass viele dieser exotischen Inseln völlig andere Namen trugen, bevor sie von den allerchristlichsten Seefahrern, allen voran Christoph Kolumbus, ab Ende des 15. Jahrhunderts "entdeckt" wurden. Die Osterinsel, von ihren eigentlichen Bewohnern Rapa Nui getauft, ist kein Einzelfall.
In der "Alten Welt" reichen die Wurzeln dagegen weiter zurück, vermischen sich Glaube und Aberglaube. So wie bei St. Paul's Islands, zwei unbewohnten Felsen, die zu Malta gehören. Hier soll der Apostel Paulus Schiffbruch erlitten haben. Er befand sich gefangen an Bord eines römischen Schiffes, konnte sich jedoch der Überlieferung nach wie der Rest der Besatzung schwimmend an Land retten.
Ein "Paternoster" um Schiffbruch zu vermeiden
Mast- und Schotbruch - nicht immer geht die Geschichte glimpflich aus. Als besonders tückisch gilt etwa die Passage bei den Pierres de Lecq. Das riffartige Gebilde liegt zwischen der britischen und französischen Küste in einer Region mit einem der größten Tidenhübe überhaupt. Angeblich zwölf Meter soll der Pegelunterschied zwischen Ebbe und Flut betragen, je nach Lage ist mal mehr, mal weniger von den Pierres de Lecq zu sehen. Vorbeifahrende Seeleute schickten deswegen ein Vaterunser in den Himmel - "Paternoster" lautet ein weiterer Name für die steinernen Hindernisse.
Selbst ein Traumstrand kann zum Alptraum werden. Das erlebte beispielsweise "Die Verschollene von San Nicolas", eine Indigene vom Stamm der Nicoleno. Sie harrte, traumatisiert wegen eines Massakers von Pelztierjägern, angeblich 18 Jahre lang als Einzige ihrer Gemeinschaft auf der Insel des heiligen Nikolaus vor Kalifornien aus, nachdem ein Schiff die übrigen Mitglieder des Stammes auf das Festland gebracht hatte. Jugendbuchautor Scott O'Dell griff ihr Schicksal in der "Insel der blauen Delphine" auf.
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Auch Frankreichs Kaiser Napoleon machte mit erzwungener Isolation so seine Erfahrungen. Er starb 1821 in der Verbannung auf St. Helena, einem britischen Außenposten im Atlantik - dessen Name wiederum wahrhaft majestätischen Klang hat. Der Portugiese Joao da Nova benannte sie nach der Mutter von Kaiser Konstantin. Unter Konstantins Regentschaft wurde das Christentum im alten Rom zur vorherrschenden Religion.
Manchmal treten die Bezüge nicht gar so deutlich zutage. So heißt die Kanareninsel La Palma mit vollem Namen La Isla de San Miguel de La Palma. Im Gegensatz zu La Palma ein Geheimtipp ist Gaztelugatxe im Golf von Biskaya. Reste eines Klosters und Legenden um den Templerorden machen aus dem baskischen Eiland einen fürwahr heiligen Flecken.
"Christmas" wurde zu "Kiritimati"
Die schottische Inselgruppe St. Kilda hingegen stellt selbst kirchenkundige Experten vor Rätsel. Eine heilige Kilda sucht man vergeblich - möglicherweise handelt es sich um eine Verballhornung des Norwegischen "sunt kelda" für "süßes Brunnenwasser".
Zurück zur Weihnachtsinsel. Außer dem zu Australien gehörenden Territorium gäbe es da noch eine weitere Weihnachtsinsel: das zu Kiribati gehörendes Atoll "Kiritimati" - eine Transkription des englischen "Christmas". Zwei Weihnachtsinseln? Passt. Es gibt ja auch schließlich auch zwei Weihnachtsfeiertage.