Zeuge: McCarrick wurde bei Beichte übergriffig
Neue Zeugenaussage gegen den früheren Washingtoner Kardinal Theodore McCarrick (88): Das Erzbistum New York hat im Auftrag des Vatikan einen Mann angehört, der nach eigener Darstellung als Elfjähriger von McCarrick sexuell missbraucht und dann über Jahre belästigt wurde, wie US-Medien am Wochenende unter Berufung auf den Anwalt des Zeugen berichteten.
McCarrick war Freund der Familie des Opfers
Laut dem Anwalt des Zeugen, Patrick Noaker, sagte dieser am Donnerstag (Ortszeit) im Rahmen des kirchenrechtlichen Verfahrens gegen McCarrick aus, der Geistliche habe wiederholt die besondere Situation des Beichtgesprächs für seine sexuellen Übergriffe ausgenutzt. Dies gilt kirchenrechtlich als ein besonders schweres Vergehen. Der spätere Kardinal sei ein Freund der Familie gewesen und habe ihn auch getauft, berichtete der Anwalt. Im Beichtgespräch habe er den Zeugen regelmäßig an den Genitalien und an der Brust angefasst.
McCarrick soll zwischen 1970 und 1990 als Ausbildungsverantwortlicher sexuelle Handlungen mit Priesteramtskandidaten begangen haben. Zudem wird er beschuldigt, mindestens zwei Minderjährige missbraucht zu haben; einer davon ist der jetzt aufgetretene Zeuge. Im Sommer hatte bereits die Erzdiözese New York mitgeteilt, es lägen "glaubwürdige Hinweise" für ein sexuelles Fehlverhalten des früheren Washingtoner Erzbischofs (2001-2006) vor.
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Ende Juli hatte Papst Franziskus McCarrick aus dem Kardinalsstand entlassen; ein seit über 90 Jahren nicht mehr dagewesener Vorgang. Papst Franziskus befahl ihm zugleich, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen und sein Priesteramt nicht mehr öffentlich auszuüben.
Vatikan verweigert Stellungnahme
McCarrick, der inzwischen zurückgezogen in einem Kapuzinerkloster im US-Bundesstaat Kansas lebt, beteuert seine Unschuld. Der Fall belastet sowohl die katholische US-Kirche als auch den Vatikan schwer. Der frühere vatikanische Nuntius in den USA, Erzbischof Dario Vigano, wirft sowohl Papst Franziskus als auch dessen Vorgänger Benedikt XVI. vor, von Vorwürfen gegen McCarrick gewusst zu haben.
Franziskus hat für Februar die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen weltweit zu einem Gipfeltreffen über sexuellen Missbrauch und Prävention in den Vatikan einbestellt. Laut der "Washington Post" wollte das vatikanische Presseamt zu der Zeugenaussage in New York nicht Stellung nehmen. (KNA)