Fürst: Bundesregierung soll "Sea Watch 3"-Flüchtlinge aufnehmen
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, appelliert an die Bundesregierung, die 32 von der "Sea-Watch 3" geretteten Flüchtlinge schnellstmöglich nach Deutschland in Sicherheit zu bringen. "Unser Land sollte vorangehen und die vor dem Ertrinken Geretteten zügig aufnehmen. Das gebietet allein schon die Humanität", twitterte Fürst am Mittwoch. Das Schiff der Berliner Hilfsorganisation Sea-Watch hatte am 22. Dezember vor der lybischen Küste die Frauen, Männer und Kinder von einem überladenen Fischerboot an Bord genommen. Mehrere EU-Länder weigerten sich seitdem, ihre Häfen für das Schiff der zivilen Seenotretter zu öffnen.
Die Lage der 32 Flüchtlinge vor der Küste Maltas sei nach zwölf Tagen auf See "außerordentlich schwierig", führte Fürst in einer Erklärung der Diözese aus. Der Bischof unterstütze den Appell seines Flüchtlingsbeauftragten Ludwig Rudloff, der sich bereits am Freitag an Bundesinnenminister Horst Seehofer gewandt hatte. "Es kann doch nicht sein, dass die Bundesregierung die Aufnahme von 32 aus Seenot geretteten Menschen verweigert, obwohl 30 Städte in Deutschland bereit sind diese Menschen aufzunehmen!", heißt es im Appell Rudloffs.
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Vier Frauen, zwei Kleinkinder, ein Baby und drei unbegleitete Minderjährige befinden sich unter den Flüchtlingen an Bord der "Sea-Watch 3". Auf dem Mittelmeer vor Malta sei für die nächsten Tage starker Wind und hoher Wellengang angekündigt, zudem litten mehrere Passagiere bereits unter Seekrankheit, heißt es in der Erklärung des Bistums. Der Flüchtlingsbeauftragte Rudloff hatte gewarnt: Wenn der Innenminister hier nicht zügig handele, sei letztlich die Bundeskanzlerin gefragt. "Auch diese Menschen haben ein Recht zu leben." Auf eine rasche Anlegeerlaubnis für das Schiff in Malta pochten auch die Bischöfe Maltas, unter ihnen Charles Scicluna und Mario Grech. Am Mittwochabend meldete die "Times of Malta", dass die "Sea-Watch 3" wegen der verschlechterten Wetterbedingungen in maltesische Gewässer einfahren dürfe. Eine Anlegeerlaubnis ist damit nicht verbunden.
Das Bundesinnenministerium twitterte am 28. Dezember: "Im Fall der unter niederländischen Flagge fahrenden Sea-Watch 3 verschließt sich das BMI grundsätzlich nicht einer Aufnahme." Voraussetzung dafür sei aber eine ausgewogene Verteilung der geretteten Personen auf verschiedene EU-Mitgliedsstaaten. 2018 habe Deutschland insgesamt 115 aus Seenot gerettete Menschen aufgenommen. Mittlerweile haben sich rund 30 deutsche Städte und einige Bundesländer zu sogenannten "sicheren Häfen" erklärt. Sie zeigen sich bereit, freiwillig Flüchtlinge aufzunehmen, die vor dem Ertrinken gerettet wurden. Damit sollten tagelangen Irrfahrten wie die der "Sea Watch 3" verhindert werden. (luk)
2.1.2019, 18:45 Uhr: Ergänzt um Einfahrgenehmigung in maltesische Gewässer
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