Bistümer hatten Listen potenzieller Täter veröffentlicht

Trotz Missbrauchsvorwurf: Kardinal ließ Priester Messe feiern

Veröffentlicht am 04.02.2019 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 
Trotz Missbrauchsvorwurf: Kardinal ließ Priester Messe feiern
Bild: © KNA

Washington ‐ Gegen ihn liegt ein glaubhafter Missbrauchsverdacht vor und die Suspendierung war bereits ausgesprochen. Trotzdem feierte ein US-Priester noch eine Messe in seiner Pfarrei – mit Erlaubnis von Kardinal Daniel DiNardo.

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Ein Priester, dessen Name vergangene Woche in Texas auf der Liste der verdächtigen Missbrauchstäter auftauchte, hat noch am Tag darauf die Messe gefeiert. Die Erlaubnis erteilte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz (USCCB), Kardinal Daniel DiNardo, der die Erzdiözese Galveston-Houston leitet.

DiNardo soll nach US-Medienberichten Pfarrer John T. Keller am Mittwochabend seine Suspendierung für den Folgetag mitgeteilt haben, teilte die Erzdiözese in einer Erklärung mit. Der Kardinal erlaubte es Keller aber gleichzeitig, die Donnerstagsmesse um 9 Uhr in seiner Pfarrei zu lesen, da Keller "bereits dafür eingeteilt war, sie zu feiern", heißt es in der Erklärung.

Vierzehn texanische Diözesen hatten am Donnerstag insgesamt 286 Priester namentlich genannt, die beschuldigt werden, Kinder sexuell missbraucht zu haben. DiNardo habe "bis zur letzten Minute gewartet, bis er Keller entließ", kritisierte das Mitglied der Interessengruppe "Survivors Network of those Abused by Priests", Michael Norris. Keller hätte sofort aus dem Dienst entlassen werden müssen.

Vorwurf: 16-Jährigen unter Alkoholeinfluss missbraucht

DiNardo selbst hatte als Vorsitzender der USCCB im Herbst die Missbrauchskrise in der US-Kirche mit Papst Franziskus besprochen. Gleichzeitig ist sein Verhalten in der Krise in die Kritik geraten. Ein weiterer Priester seiner Erzdiözese, Manuel La Rosa-Lopez, wurde im September wegen vierfacher Unzucht mit einem Kind angeklagt. DiNardo wird vorgeworfen, nicht genug getan zu haben, um La Rosa-Lopez aufzuhalten, der ebenfalls auf der Liste steht, die letzte Woche veröffentlicht wurde.

DiNardo und die Erzdiözese erklärten im Fall Keller, dass erst kürzlich neue Anschuldigungen gegen ihn aufgetaucht seien. Tatsächlich aber sind die Vorwürfe gegen Keller, der einen 16-Jährigen unter Alkoholeinfluss missbraucht haben soll, schon seit 2003 bekannt, als die "Dallas Morning News" darüber berichtete.

Auf den Listen der texanischen Diözesen sollen Namen von Priestern stehen, gegen die ein glaubhafter Missbrauchsverdacht vorliegt. In den veröffentlichten Verzeichnissen werden insgesamt fast 300 Geistliche namentlich genannt, die in den vergangenen sieben Jahrzehnten mutmaßlich Minderjährige missbraucht haben. Die Untersuchungen gehen zurück bis in das Jahr 1950. In Texas leben rund 8,5 Millionen Katholiken in mehr als 1.320 Kirchengemeinden. (tmg/KNA)