Priester-Casting im Internet

Gemeinde sucht Traumpfarrer ... per YouTube

Veröffentlicht am 06.02.2019 um 11:52 Uhr – Lesedauer: 

Petersberg ‐ Wie kommt man an einen neuen, guten Pfarrer? Eine Gemeinde in der Nähe von Fulda hat sich etwas Besonderes überlegt: Mit einem YouTube-Video wollen sie ihren Traumseelsorger finden. Dabei stellen sie ganz besondere Anforderungen.

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Der Anforderungskatalog ist durchaus beachtlich: Witzig sollte er sein, cool, nett, ehrlich und verständnisvoll – außerdem sollte er "gute Witze machen". Die Predigt sollte gut, aber nicht zu lang sein, dafür dürfen es in der Musik aber auch gerne ein paar Lieder mehr sein. So stellen sich die Messdiener der Pfarrei St. Peter im hessischen Petersberg ihren neuen Pfarrer vor. Seit vergangenem Jahr ist die Stelle vakant, denn der bisherige Amtsinhaber hat sich für eine Frau und gegen den Priesterberuf entschieden. Die Messdiener des Ortes haben deshalb kurzerhand ein Video produziert, in dem sie ihre Vorstellungen von einem Nachfolger ausdrücken und auch gleich eine kleine Führung durch Kirche und Pfarrheim geben, mit dem Hinweis: "Deine Wohnung musst du dir selber angucken."

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Die Messdiener im Video sagen es ganz unverblümt: Sie nervt der dauernde Wechsel und die vielen Vertretungen. Denn im zuständigen Bistum Fulda ist der ernannte Bischof noch nicht im Amt, deswegen gibt es im Ort noch keinen neuen Pfarrer. "Die Ehrenamtlichen stemmen hier gerade viel", sagt Gemeindereferent Wolfgang Uffelmann, der das Videoprojekt betreut hat, "da kamen die Messdiener auf die Idee, auch einen Beitrag zu leisten". Wie der aussehen soll, sei recht schnell klar gewesen: "Wir müssten mal ein Werbevideo machen", hieß es da. Die Kinder wollten aber keine gekünstelten Szenen spielen, sondern lieber erzählen. "Es soll aus dem Herzen sein", sagt Uffelmann. Deshalb sitzen die jungen Messdiener wie in der Fernsehshow "Dingsda" vor einer Wand und zählen auf, welche Qualitäten der neue Priester mitbringen sollte. "Es soll rüberkommen, dass wir hier eine tolle Gemeinde haben, wo sich ein Pfarrer wohlfühlen kann", sagt Uffelmann.

Eine richtige Bewerbungsmappe hatte die Gemeinde noch nicht auf dem Tisch. Denn so etwas läuft über das Bistum, das wissen sie auch in Petersberg. Wolfgang Uffelmann hat aber schon viele positive Rückmeldungen zu dem Video bekommen, "auch bei einer Berufsmesse gab es positive Reaktionen darauf", erzählt er mit einem Schmunzeln.

Wer also in eine Gemeinde kommen will, in der laut den Messdienern "fast alle in die Kirche gehen" und der dafür bei Fehlern nicht gleich "rummeckert", kann in Petersberg bei Fulda einen neuen Wirkungsort finden, in dem auch mal mit den Messdienern gegrillt wird. Die Petersberger freuen sich schon.

Von Christoph Paul Hartmann