Vom Papst geweiht
Das Bischofsamt sei mehr als ein bloßer "Job", unterstrich Benedikt XVI. in seiner Predigt. Ein Bischof "muss ein Mensch sein, dem die Menschen am Herzen liegen". Zugleich ermutigte der Papst die katholischen Bischöfe "zum Widerspruch gegen den herrschenden Zeitgeist". Wer den Glauben lebe und verkünde, stehe in vielen Punkten "quer zu den herrschenden Meinungen".
Bischöfe müssten tapfer sein und damit rechnen, dass sie für ihr Festhalten an der Wahrheit "immer wieder auf moderne Weise verprügelt werden". Das bedeute nicht, dass sie selbst "dreinschlagen" oder aggressiv auftreten sollten, betonte der Papst. Vielmehr müssten die Bischöfe die Menschen einladen, die "Freude der Wahrheit" kennenzulernen.
Der bisherige Prälat Gänswein steht jetzt im Rang eines Erzbischofs. Die tatsächliche Leitung einer Diözese ist mit der Weihe in seinem Fall nicht verbunden. Der Papst wies ihm symbolisch das untergegangene Erzbistum Urbisaglia, das rund 150 Kilometer nordöstlich von Rom lag, zu. In Gänsweins Bischofswappen sind wie im päpstlichen Wappen auch der Korbiniansbär und der Freisinger Mohr zu sehen.
Im Dezember hatte Benedikt XVI. seinen engen Vertrauten zusätzlich zum Präfekten des Päpstlichen Hauses, eine Art Büroleiter und Haushaltsvorsteher, ernannt. Mit diesem Amt ist traditionell die Bischofswürde verbunden.
Delegation aus Freiburg angereist
Zur Weihezeremonie im Petersdom waren auch der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch sowie Verwandte und Freunde Gänsweins angereist. Auch sein Heimatort Riedern im südlichen Schwarzwald war durch eine Gruppe von rund 30 Gratulanten, angeführt von Bürgermeister Tobias Gantert, vertreten. Zollitsch würdigte die "uneingeschränkte Loyalität und Arbeitsbereitschaft" Gänsweins.
Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass es trotz der neuen Aufgaben für Gänswein in Rom gelingen werde, schon bald einen Termin zu finden, an dem der neue Erzbischof seine Heimat besuchen und ein Pontifikalamt im Freiburger Münster zelebrieren könne.
Gänswein, am 30. Juli 1956 in Waldshut geboren und in Riedern aufgewachsen, steht dem heutigen Papst seit 2003 als Privatsekretär zur Seite. Zunächst diente der in München promovierte Kirchenrechtler dem damaligen Präfekten der Römischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger. Nach dessen Wahl zum Papst folgte Gänswein ihm im April 2005 in den Apostolischen Palast. In vatikanischen Diensten steht Gänswein bereits seit 1995.
Zunächst in der Römischen Gottesdienstkongregation tätig, wechselte er ein Jahr später an die Glaubenskongregation. Vor seiner Berufung nach Rom war Gänswein einige Monate persönlicher Referent des damaligen Freiburger Erzbischofs Oskar Saier.