Franziskus sieht Skandale als Reinigung der Kirche

Papst: Die Braut Christi ist in flagranti erwischt worden

Veröffentlicht am 07.03.2019 um 17:37 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Der "Geist des Bösen" wolle sich als Herr der Welt aufspielen – das zeigt sich laut Papst Franziskus auch in den vielen Fällen von Missbrauch durch Priester. Doch der Papst ist sich sicher: Die Kirche wird durch Christus gereinigt aus den Skandalen hervorgehen.

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Papst Franziskus hat den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche als Reinigungsprozess bewertet. Gott bewahre seine Priester so vor Scheinheiligkeit, sagte er laut dem Internetportal "Vatican Insider" am Donnerstag vor Klerikern in Rom. Zugleich sprach Franziskus von einem "unerträglichen Schmerz", den die Welle der Skandale für die ganze Kirche bedeute.

Anlass der Äußerung war ein traditioneller Bußgottesdienst mit Priestern des Bistums Rom in der Lateranbasilika zum Beginn der Fastenzeit. Dabei nahm Franziskus einigen Geistlichen persönlich die Beichte ab und spendete ihnen das Bußsakrament. Wie schon in der Vergangenheit brachte der Papst die aktuellen Skandale auch mit dem Wirken des Teufels in Verbindung. Der "Geist des Bösen" wolle sich als Herr der Welt aufspielen, so der Papst.

"Der Herr reinigt seine Braut"

Die Kirche als Braut Christi sei "in flagranti beim Ehebruch erwischt" worden, so Franziskus. "Doch wir lassen uns nicht entmutigen, der Herr reinigt seine Braut, er bekehrt uns alle zu sich", sagte der Papst laut "Vatican Insider". Gott lasse die Kirche "die Prüfung erfahren, damit wir begreifen, dass wir ohne ihn Staub sind", sagte Franziskus.

Im selben Gottesdienst äußerte sich auch der Stellvertreter des Papstes im Bistum Rom, Kardinal Angelo De Donatis, selbstkritisch. Er wandte sich gegen den Ausschluss von Laien in der katholischen Kirche. Aus Sorge um die eigene zentrale Rolle gäben Priester oft nichts aus der Hand, sagte der Kardinalvikar. Kleriker müssten "um Vergebung bitten", dass sie Laien misstrauten und keine Aufgaben delegierten.

Besonders junge Menschen würden "gedemütigt", indem man nicht auf sie höre und sie für Träumer halte. "Die Wahrheit ist, dass wir Alten nicht sterben wollen: An unsere alte Welt gewöhnt, stoßen wir Gott, der Neues entfachen will, Stöcke in die Speichen", sagte der Kardinal laut dem italienischen Pressedienst SIR. (fxn/KNA)