Bischof Ackermann kündigt weitere Maßnahmen an

So wollen die Bischöfe die Aufarbeitung von Missbrauch verstärken

Veröffentlicht am 13.03.2019 um 15:47 Uhr – Lesedauer: 

Lingen ‐ Wie geht es weiter bei der Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals? Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, gab am Dienstag bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe einen Überblick über weitere geplante Maßnahmen.

  • Teilen:

Die deutschen Bischöfe wollen weitere Maßnahmen zur Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals starten. Wie der Trierer Bischof Stephan Ackermann am Dienstag bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Lingen ankündigte, soll mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, ein Leitfaden für die unabhängige Aufarbeitung in den Bistümern erarbeitet werden. Dazu habe bereits ein Gespräch mit Rörig stattgefunden, bis Ende Mai sei zudem ein Treffen mit der von Rörig eingerichteten Arbeitsgruppe "Aufarbeitung Kirche" geplant, so Ackermann, der der Beauftragte der Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs ist.

Darüber hinaus solle auf Anregung Rörigs ein Gutachten in Auftrag gegeben werden, mit dem das bestehende Verfahren kirchlicher Anerkennungszahlen überprüft werde. Laut Ackermann wurden bislang rund 1.900 Anträge bei der dafür zuständigen Zentralen Koordinierungsstelle (ZKS) eingereicht; wie viele davon positiv beschieden wurden, konnte der Bischof nicht sagen. In der Regel erhalten Betroffene, deren Leid anerkannt wird, eine Anerkennungszahlung von 5.000 Euro, was von Opferverbänden als zu gering kritisiert wird.

Linktipp

Die Deutsche Bischofskonferenz hat auf ihrer Internetseite ein Dokument veröffentlicht, in dem bisherige Maßnahmen der katholischen Kirche in Deutschland im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals aufgelistet werden.

In einer ersten Reaktion begrüßte Rörig die geplanten Maßnahmen der Bischofskonferenz zur Aufarbeitung von sexueller Gewalt in der Kirche. Es gebe damit Grünes Licht für eine Zusammenarbeit mit seinem Amt und der Arbeitsgruppe "Aufarbeitung Kirchen", sagte Rörig der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Mit Blick auf die Einrichtung unabhängiger Anlaufstellen für Betroffene läuft laut Ackermann derzeit eine Recherche zu möglichen nichtkirchlichen Kooperationspartnern. Ziel sei es, eine niederschwellige, gegenüber der katholischen Kirche vertrauliche und auf Wunsch anonyme Beratung zur Verfügung zu stellen. "Die unabhängigen Anlaufstellen sollten ein gut auffindbares und außerkirchliches Angebot sein, das Betroffenen die Anzeigenerstattung erleichtert, damit diese möglichst frühzeitig erfolgt", so der Oberhirte.

Weiter kündigte Ackermann an, das Ziel einer Standardisierung bei der Führung von Personalakten von Klerikern weiterzuverfolgen. Dazu finde derzeit in allen Bistümern eine Erhebung der zu ordnenden Akteninhalte und der bisher bevorzugten Aktenführung statt. Auf Basis der Ergebnisse der Erhebung sollten praxisorientierte Standards für die Personalakten der Kleriker entwickelt werden. "Zentral bleibt dabei das Ziel, Standards zu entwickeln, die sicherstellen, dass Missbrauchsbeschuldigungen künftig in allen Diözesen verbindlich, einheitlich und transparent dokumentiert werden und es für die Personalverantwortlichen zu keinen Informationslücken kommt", so der Bischof.

Player wird geladen ...
Video: © katholisch.de

Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung haben die deutschen Bischöfe über den aktuellen Stand der Missbrauchsaufarbeitung informiert. Der DBK-Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann sagte dabei auch, warum keine Betroffenen nach Lingen eingeladen wurden.

Auf Nachfrage äußerte sich der 55-Jährige auch zu der Idee, einen unabhängigen Gerichtshof aller Bistümer für den Umgang mit kirchlichen Missbrauchsfällen einzurichten. Die Vollversammlung habe diesen Vorschlag am Dienstag diskutiert und die Bischöfe blieben an diesem Thema dran. Ziel sei es, entsprechende Verfahren auf deutscher Ebene zu professionalisieren und zu beschleunigen. "Wir brauchen da von Rom natürlich die Genehmigung, aber die lassen wir uns geben", erklärte Ackermann.

Die weitere Aufarbeitung des kirchlichen Missbrauchsskandals sowie die anhaltende Diskussion um "systemische Gefährdungen" stehen im Mittelpunkt der noch bis Donnerstag dauernden Vollversammlung der Bischofskonferenz in Lingen. Unter anderem haben die 66 teilnehmenden Diözesan- und Weihbischöfe aus ganz Deutschland an diesem Mittwoch einen Studientag unter dem Titel "Die Frage nach der Zäsur. Studientag zu übergreifenden Fragen, die sich gegenwärtig stellen" veranstaltet. (stz/KNA)

Linktipp: "Kein Amt für Täter" – kfd demonstriert für Kirchenreformen

"Frauen in alle Weihe-Ämter" und mehr: Zu Beginn der DBK-Vollversammlung haben in Lingen etwa 300 Menschen lautstark für Reformen in der Kirche demonstriert. Die kfd übergab Gastgeberbischof Franz-Josef Bode außerdem 30.000 Unterschriften.