Rund 1.000 Briefe und Mails sind eingegangen

Nach Aufruf: Das schreiben die Gläubigen Bischof Wilmer

Veröffentlicht am 21.03.2019 um 15:10 Uhr – Lesedauer: 

Hildesheim ‐ Unter dem Motto "Schreib dem Bischof" sollten Katholiken Heiner Wilmer berichten, was sie bewegt. Fast 1.000 Menschen aus dem Bistum Hildesheim sind diesem Aufruf gefolgt. Jetzt gibt der Bischof Auskunft über den Inhalt der Schreiben.

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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat nach eigenen Worten bislang rund 1.000 Mails und Briefe im Rahmen der Aktion "Schreib dem Bischof" erhalten. Viele hätten sich ihm darin als Seelsorger anvertraut und aus ihren Leben erzählt, sagte er im Interview der Hildesheimer "KirchenZeitung" am Sonntag. Andere berichteten, "dass sie an der Kirche leiden, dass sie auf Veränderungen hoffen, es aber nicht schnell genug weitergeht mit den Reformen", so der Bischof.

Häufig berichteten Gläubige aus dem Bistum über ihre Erfahrungen mit der Kirche aufgrund ihrer konfessionsverschiedenen Ehe, sagte Wilmer. Viele litten bis heute darunter, wie die Kirche damals reagiert habe - etwa dass der evangelisch getaufte Partner gezwungen war, die Kinder katholisch taufen zu lassen. Auch das geltende Verbot zur Teilnahme an der Kommunion für evangelische Partner in der katholischen Kirche sei immer wieder Thema, erläuterte der Bischof. In den Anschreiben werde er aufgefordert, sich für eine offene Diskussion zu den Themen Pflichtzölibat und Frauen in der Kirche einzusetzen.

Auch komme der Missbrauch zur Sprache, berichtete Wilmer. Dabei sei er ermutigt worden, trotz Gegenwind an dem Thema dran zu bleiben. Der Bischof hatte in den vergangenen Monaten immer wieder eine schonungslose Aufklärung der Missbrauchsfälle gefordert. Zudem kritisierte er einen "Binnen-Zirkel der Kirche" und "das Männerbündische", das es aufzubrechen gelte.

Ein hörender Bischof

Wilmer war am 1. September vergangenen Jahres zum 71. Bischof von Hildesheim geweiht worden. Acht Wochen danach hatte er in einem Hirtenbrief die Menschen im Bistum aufgefordert, ihm zu schreiben. Er wolle wissen, was sie bewegt und wie sie sich die Zukunft der Diözese vorstellen. Zudem hatte Wilmer fünf Dialogveranstaltungen angesetzt. Damit löste er sein Versprechen ein, in seinem ersten Amtsjahr vor allem ein Hörender zu sein. Vor seiner Weihe war er mit Jugendlichen auf Pilgertouren gegangen, um ihre Ideen für die Zukunft der Kirche zu erfahren.

Heiner Wilmer wurde 1961 in Schapen im Emsland geboren. Seine Ernennung zum Bischof von Hildesheim war am 6. April bekanntgegeben worden. Damit trat er die Nachfolge von Norbert Trelle an, der aus Altersgründen aus dem Bischofsamt ausschied. Zuvor war er Generaloberer des Dehonianer-Ordens in Rom. Wilmer ist der 71. Bischof der Diözese Hildesheim, die auf eine Gründung durch Kaiser Ludwig den Fommen im Jahr 815 zurückgeht. Das heutige Bistum Hildesheim ist flächenmäßig das drittgrößte in Deutschland. (cst/KNA)