Schwester Christine Klimann über das Sonntagsevangelium

Ein bisschen Bekehrung gibt es nicht!

Veröffentlicht am 23.03.2019 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Bonn ‐ Das heutige Evangelium hat für Schwester Christine Klimann etwas sehr Bedrohliches - ist doch darin unentwegt die Rede von Katastrophen und Tod. Sie erkennt in den Zeilen dennoch eine sehr wichtige Botschaft Jesu - und am Ende sogar auch Hoffnung.

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Impuls von Schwester Christine Klimann

Unheimlich und dunkel – das sind die beiden Worte, die mir spontan zu diesem Evangelium einfallen. Von Katastrophen ist da die Rede - von Menschen, die unschuldig ihr Leben lassen müssen - vom Feigenbaum, der höchstwahrscheinlich umgehauen wird und dann steht da die Drohung im Raum: Ihr alle werdet genauso umkommen. Da kann einem das Wort von der "Frohen Botschaft" schon mal im Hals stecken bleiben.

Vermutlich schürt dieser Text Ängste, weil er so aktuell ist. Wir lesen nicht nur jeden Tag von Katastrophen; durch den Terror ist die Verletzlichkeit des Lebens auch in unserer hochzivilisierten Kultur auf unangenehme Weise wieder mehr ins Bewusstsein gerückt. Und angesichts der Katastrophen, der "kleinen" wie der "großen", revoltiert sich etwas in mir, will Schutz suchen und fragt bange bis wütend: Warum?

Zur Zeit Jesu gab es offensichtlich Antwortversuche: Nun ja, sie hatten Schuld auf sich geladen. Heute würden wir vielleicht eher sagen: Schlimm, aber wir haben es eben nicht in der Hand. In beiden Fällen, damals wie heute, schreckt man sich ein bisschen – und lebt gleich weiter wie bisher. Vielleicht werden die ärgsten Sünden vermieden in der Hoffnung, verschont zu werden, aber im Grunde ändert sich nichts.

An dieser Stelle werden die Worte Jesu zu einem Aufschrei: Nein! Vermutlich schrecken wir uns zu wenig, und vermutlich ist das der Grund, warum Jesus so drastische Worte verwendet. Sie sagen nichts anderes als: Dieses Leben ist unendlich kostbar! Du hast es in der Hand! Und es gibt tatsächlich nur eine Möglichkeit, eine einzige Möglichkeit, um dem Tod nicht das letzte Wort zu lassen: Auf Ihn zu setzen, auf Gott. Das Leben, das nur er schenken kann, ersehnen und es sich von ihm schenken lassen. Jesus ist sehr deutlich: Das geht nicht ein bisschen, oder mal eben sonntags, sondern nur ganz oder gar nicht. Bekehrung meint, dass ich mich mit meiner ganzen Existenz auf Ihn ausrichte. Schonungslos entlarvt Jesus alle Ausflüchte als Heuchelei.

Aber zum Glück bleibt Jesus nicht dabei stehen, sondern erzählt noch die Geschichte mit dem Feigenbaum. Er erzählt von dem Weingärtner, der wider aller Vernunft und Erfahrung handelt und dem elenden Baum nicht nur noch eine Chance gibt, sondern sich aktiv um ihn bemüht, den Boden umgräbt und düngt. Vielleicht, vielleicht trägt er doch! Vielleicht, vielleicht begreift sie es. Vielleicht wendet sie sich mir zu!

Und so wendet sich das Bild. Das Dunkle ist nicht einfach verschwunden, aber es ist nicht mehr so bedrohlich. Denn ich sehe den Gärtner, der freundlich und mit einem Ausdruck von unzerstörbarer Hoffnung den Boden rund um die Bäume umgräbt. Wo Leben ist, ist Hoffnung. Lasst sie uns nutzen!

Von Schwester Christine Klimann

Evangelium nach Lukas (Lk 13,1-9)

Zur gleichen Zeit kamen einige Leute und berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte. Und er antwortete ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil das mit ihnen geschehen ist? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.

Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.

Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Winzer: Siehe, jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen?

Der Winzer erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!

Die Autorin

Schwester Christine Klimann gehört zur Kongregation der Helferinnen, ist Pastoralreferentin und studiert in Rom Psychologie.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreibt ein Pool aus Ordensleuten und Priestern für uns.