Differenzen zwischen Erzbistum, Pfarrei und Gemeinschaft

Paderborn: Konservative Priestergemeinschaft kommt zunächst nicht

Veröffentlicht am 02.04.2019 um 15:16 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Eigentlich sollte die Gemeinschaft Sankt Martin im Erzbistum Paderborn ein missionarisches Zentrum aufbauen. Doch daraus wird (vorerst) nichts. Die von der Diözese angegebenen Gründe dementiert der Kirchenvorstand der betroffenen Pfarrei jedoch.

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Im Erzbistum Paderborn kommt es zunächst nicht zur geplanten Ansiedlung einer konservativen Priestergemeinschaft aus Frankreich. In den vergangenen zwei Jahren hatte es Gespräche zwischen dem Erzbistum und der Gemeinschaft Sankt Martin gegeben, in der verwaisten Abtei Marienmünster ein geistlich-missionarisches Zentrum zu gründen, wie das Erzbistum am Montag mitteilte. Aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen der örtlichen Kirchengemeinde und der Priestergemeinschaft gebe das Erzbistum diesen Plan nun auf. Als Gründe wurden Differenzen "beispielsweise hinsichtlich der gemeinschaftlichen Nutzung der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten" genannt. Für September war der Einzug von fünf Priestern der Gemeinschaft in die 40 Kilometer östlich von Paderborn gelegene Abtei vorgesehen, weshalb derzeit Baumaßnahmen auf dem Gelände des Klosters laufen.

In einem Bericht der Lokalzeitung widersprach der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands der betroffenen Pfarrei der Schilderung des Erzbistums: "Diese Darstellung ist definitiv falsch. Über die Nutzung der Räume hatten wir uns geeinigt", sagte Johannes Potthast gegenüber der "Neuen Westfälischen". Die Kirchengemeinde sei von der Entscheidung aus Paderborn "völlig überrascht" worden. Es habe jedoch Probleme mit den "erzkonservativen Ansichten" der Priestergemeinschaft gegeben, räumte Potthast ein: "Ihr Frauenbild, ihr Amtsverständnis des Priestertums und Fragen der Liturgie decken sich nicht mit unseren Auffassungen." Trotzdem habe man sich in Gesprächen mit der Gemeinschaft darauf geeinigt, "dass Christen diese Verschiedenheit aushalten können, wir sie nebeneinander stehen lassen können und wir uns in gegenseitiger Toleranz begegnen", so Potthast weiter.

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Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker bedauert, dass die Gemeinschaft nun doch nicht in die Abtei Marienmünster zieht. Becker hält jedoch am Vorhaben fest, die französischen Priester in seiner Erzdiözese anzusiedeln, hieß es aus Paderborn: "Ich bin optimistisch, dass wir gemeinsam mit der Priestergemeinschaft Sankt Martin bald einen passenden Ort für die Errichtung des geistlich-missionarischen Zentrums im Erzbistum Paderborn bekanntgeben können." Das Erzbistum bleibe weiterhin mit einem Vertreter der Gemeinschaft in Kontakt. Auf Anfrage von katholisch.de wollten sich weder das Erzbistum Paderborn noch die Pfarrei Marienmünster weiter zu den Vorgängen äußern.

Die Priestergemeinschaft Sankt Martin wurde 1976 vom französischen Geistlichen Jean-Francois Guérin auf Einladung des konservativen Kardinals Giuseppe Siri in Genua gegründet. 1993 verlegte die Gemeinschaft ihr Ausbildungszentrum zurück nach Frankreich. Es befindet sich derzeit in Évron im Westen des Landes. Heute zählt die Gemeinschaft 90 Priester und Diakone sowie 80 Seminaristen und Propädeutiker. Die Gemeinschaft versteht sich als in benediktinischer Tradition stehend und legt besonderen Wert auf die gemeinschaftliche gefeierte Liturgie und pastorale Missionen in französischen und ausländischen Diözesen, wie derzeit in Kuba und Italien. In Deutschland sind keine Priester der Gemeinschaft ansässig. (rom)