Standpunkt

Laudato si – nicht nur singen, sondern umsetzen!

Veröffentlicht am 04.04.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Greta Thunberg wurde mit einer Goldenen Kamera geehrt. In Kirche und Gesellschaft vernimmt man viele lobende Stimmen. Doch den Worten müssen endlich Taten folgen, kommentiert Theresia Kamp.

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Es war der Aufreger im Nachgang der Verleihung der „Goldenen Kamera“ am Samstag. Zuerst wird die Klimaaktivistin Greta Thunberg geehrt. Standing Ovations, berührte Blicke und pathetische Musik erwecken den Eindruck, in Deutschland gebe es aktuell kein konsensfähigeres Thema als den Umweltschutz.

Dann, als wäre alles vergessen, erhält die Schauspielerin Milena Tscharntke den Nachwuchspreis, zusammen mit einem Autoschlüssel für einen VW T-Cross, denn ihr werde sicherlich nicht die Anreise zu jedem Casting bezahlt, so Moderator Steven Gätjen zwinkernd.

Die Geschichte zeigt: So richtig ist das mit dem Klimaschutz bei aller Thunberg-Euphorie noch nicht angekommen – zumindest dann nicht, wenn er den Alltag betrifft, zum Beispiel die Frage der Mobilität. Am umweltfreundlichsten wäre der Verzicht aufs Auto, ein SUV dagegen ist mehr als kontraproduktiv.

Dasselbe Phänomen lässt sich in der Katholischen Kirche beobachten. Wenn es auf das Thema Umwelt zu sprechen kommt, sagen Katholiken mit verklärtem Blick: „Laudato si“! Eine ganze Enzyklika über den Umweltschutz! Und, überhaupt, Schöpfung und deren Bewahrung, das stehe ja im Zentrum des Christentums. Wer könnte einer Welt, die von einem guten Schöpfer gemacht wurde, Böses antun

Greta Thunberg mit dem Plakat "Skolstrejk för klimatet"
Bild: ©picture alliance/DPR/Jessica Gow

Die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg startete im Sommer 2018 den "Skolstrejk för klimatet" (Schulstreik für das Klima), bei dem Kinder und Jugendliche alle paar Wochen freitags die Schule schwänzen, um zu demonstrieren.

Leider schafft es die Rührung auch hier nicht auf die Ebene der Praxis. Die Standardgerichte für das Gemeindefest sind bis heute Bratwurst und Schnitzel. Wer, mutig genug, bei den Ehrenamtlichen nachfragt, ob denn wenigstens der Kartoffelsalat ohne Fleischbrühe zubereitet sei, erntet Irritation. Der Verzicht auf Fleisch zählt jedoch zu den Faktoren, mit denen die Treibhausgas-Bilanz am entschiedensten verbessert werden kann.

In einer ähnlichen Kategorie rangiert die Wahl der Verkehrsmittel. Immer mehr Pfarreien bieten für eine gewöhnliche Pfarrfahrt Flugreisen zu außergewöhnlichen Zielen an. Es ist sicher spannend, die Partnerdiözese in Afrika zu besuchen oder das Christentum in Russland kennenzulernen. Aber dieser Trend zum Event geht auch zu Lasten des Klimas. Und bei einer Pfarrfahrt geht es doch ohnehin vor allem um eine Stärkung der Gemeinschaft und des Glaubens, das geschieht an mit Bus und Bahn erreichbaren Reisezielen ganz genauso.

„Will Kirche glaubhaft sein, dann muss sie gerade beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen“, heißt es in den gestern veröffentlichten „Zehn Thesen zum Klimaschutz“ der Deutschen Bischofskonferenz. Ich freue mich über jedes Pfarrfest, das vegetarisches Essen anbietet, und über jeden mit dem Zug reisenden Bischof. Und vielleicht entscheidet sich ja sogar Papst Franziskus eines Tages gegen das Flugzeug – der einhundertste Verweis auf „Laudato si“ ist eben nicht genug, wenn ihm keine Taten folgen.

Von Theresia Kamp

Die Autorin

Theresia Kamp ist Theologin und Romanistin. Sie arbeitet als freie Mitarbeiterin für verschiedene katholische Medien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.