Weil der Herr es braucht!
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Impuls von Christoph Kreitmeir
"Weil der Herr es braucht ..." – diese Aussage ist mir schon beim ersten Durchlesen des heutigen Evangeliums hängengeblieben.
Verwundert hat mich auch, dass die Jünger Jesu all das so vorfanden, wie er es ihnen vorausgesagt hatte. Weniger verwunderlich ist die Tatsache, dass sie, nachdem sie ein junges Fohlen losgebunden hatten, selbstverständlich darauf hingewiesen wurden, warum sie das tun. Wollen sie das Tier stehlen? Die Jünger geben den Satz zur Antwort, den Jesus ihnen aufgetragen hatte: "Weil der Herr es braucht."
Und jetzt wieder Verwunderung bei mir und wahrscheinlich nicht nur bei mir. Die Leute, wahrscheinlich die Eigentümer des Fohlens, ließen es zu, dass die Jünger das Tier mitnehmen durften. Warum?
Weil der Herr es braucht!
Jesus muss den Menschen in der Gegend zwischen Betfage und Betanien wohl sehr bekannt und von ihnen geschätzt gewesen sein, denn sonst hätten die Leute das Tier sicherlich nicht hergegeben. Interessant ist auch, dass nicht vom Rabbi Jesus die Rede ist, sondern vom "der Herr".
Herr – Kyrios – betont die besondere Gottesnähe Jesu, seine königliche Autorität sowie den Dienstcharakter seines Auftretens für die Menschen. Genau diese drei Bedeutungen spitzen sich bei seinem Einzug/Einritt auf einem Fohlen in Jerusalem zu: Gottesnähe, König und ein Herr, der dient. Kyrios – Herr – wurde und wird in unserem Glauben immer auch gleichgesetzt mit Gott selbst.
"Weil der Herr es braucht ..."Was genau denn braucht der Herr? Was genau denn braucht Gott? Braucht Gott denn überhaupt etwas?
Ja, denn so wie das Alte und vor allem das Neue Testament uns zeigen, will Gott von den Menschen weniger Opfer aller Art, sondern vielmehr Gotteserkenntnis, Barmherzigkeit und Liebe (vgl. Hos 6,6 und Mt 9,13). Das Wesen Gottes ist barmherzige Liebe und diese Liebe will von Natur aus eine aufrichtige Gegenliebe. Liebe und Gegenliebe zeigen sich heute im Tun Jesu, der als dienender König Hingabe, Vergebung und Erbarmen leibhaftig werden lässt.
Auch, wenn wir es kaum glauben können, Gott will von uns nicht, dass wir perfekt sind oder alle möglichen Erwartungen und Gesetze erfüllen. Gott will eine persönliche Beziehung zu uns, damit er uns zum Heil führen kann. Dabei ist es nicht wichtig, wie viel wir äußerlich vorzuweisen haben, sondern welche inneren Schätze uns glänzen lassen.
Jesus ist dafür das beste Beispiel, denn er zeigt uns: Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm (1 Joh 4,16). Und das in guten und in schweren Tagen.
Evangelium nach Lukas (Lk 19, 28-40)
Nach dieser Rede zog Jesus voran und ging nach Jerusalem hinauf. Und es geschah: Er kam in die Nähe von Betfage und Betanien, an den Berg, der Ölberg heißt, da schickte er zwei seiner Jünger aus und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los?, dann antwortet: Der Herr braucht es.
Die Ausgesandten machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie das Fohlen losbanden, sagten die Leute, denen es gehörte: Warum bindet ihr das Fohlen los? Sie antworteten: Weil der Herr es braucht.
Dann führten sie es zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Fohlen und halfen Jesus hinauf. Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf dem Weg aus.
Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.