Notre-Dame: Vatikan sagt Hilfe bei Wiederaufbau zu
Nach dem Brand von Notre-Dame hat Papst Franziskus zum Wiederaufbau der Pariser Kathedrale aufgerufen. Das Kirchenoberhaupt richtete sich am Dienstag in einem Brief persönlich an den Erzbischof von Paris, Michel Aupetit, und alle Franzosen. Er hege den Wunsch, dass mit dem Einsatz aller das Gebäude als "Herz der Stadt" und "architektonisches und spirituelles Erbe von Paris, Frankreich und der Menschheit" wiederhergestellt werden könne, schrieb Franziskus. "An diesen heiligen Tagen, an denen wir des Leidens Jesu, seines Todes und seiner Auferstehung gedenken, versichere ich Ihnen meine geistige Nähe und mein Gebet."
Er verbinde sich in der Trauer mit den Katholiken des Erzbistums, den Einwohnern von Paris und allen Franzosen, so der Papst weiter. Der Brand von Notre-Dame habe ein "nationales Symbol" getroffen, das den Bürgern von Paris und Frankreich unabhängig von ihren Überzeugungen am Herzen liege. Franziskus nannte die Kathedrale das "architektonische Juwel eines kollektiven Gedächtnisses" sowie ein Zeugnis des Glaubens und des Gebets der Katholiken im Herzen der Stadt.
Macron und Franziskus werden wegen Wiederaufbau telefonieren
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Nachmittag erklärt, wegen des Wiederaufbaus der Kirche mit Franziskus sprechen zu wollen, meldeten französische Medien unter Berufung auf den Elysee-Palast. Der Vatikan bestätigte auf Nachfrage, dass ein Telefonat zwischen beiden geplant sei. Zudem rief Macron über Frankreich hinaus zu Spenden auf. Die Kosten für die nun notwendige Renovierung von Notre-Dame sind schwer zu beziffern. Experten sprechen laut Medienberichten von mehreren Milliarden Euro. Unterdessen haben zwei französische Unternehmerfamilien angekündigt, insgesamt 300 Millionen Euro für die Neuerrichtung der Kirche spenden zu wollen.
Der Vatikan stellte unterdessen praktische Hilfe beim Wiederaufbau der Pariser Kathedrale in Aussicht. So könnten etwa Restauratoren der Vatikanischen Museen ihre Fachkompetenz beisteuern, sagte der Präsident des Päpstlichen Kulturrats, Kardinal Gianfranco Ravasi, vor Journalisten in Rom. Von einer finanziellen Beteiligung ging Ravasi nicht aus. Die Kathedrale sei französisches Staatseigentum. Das Land sei in der Lage, die Kosten alleine zu tragen. Der Kardinal nannte Notre-Dame zudem eine "Kathedrale für Gläubige und Nichtglaubende".
Die Feuerkatastrophe in Paris löste weltweit Betroffenheit und Hilfsbereitschaft aus. Der Großimam von Al-Azhar in Kairo, der als eine der wichtigsten Lehrautoritäten im sunnitischen Islam gilt, schrieb auf Twitter: "Ich bin sehr traurig über den Brand der Notre-Dame-Kathedrale, die ein historisches Meisterstück ist." Im Herzen sei man bei den "Brüdern in Frankreich", die "unsere volle Unterstützung haben". Ähnlich äußerte sich Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC). Man sei in Solidarität vereint mit den Franzosen und der katholischen Kirche.
Europas Dombauhütten kündigten unterdessen an, bei der Bewältigung der Brandfolgen mitzuhelfen zu wollen. Für die Rekonstruktion der schwer in Mitleidenschaft gezogenen Kirche seien "Geld und Können" erforderlich, sagte der Dombaumeister am Wiener Stephansdom und Vorsitzende der Europäische Vereinigung der Dombaumeister, Wolfgang Zehetner, am Dienstag der Wiener Presseagentur Kathpress. Nach Rücksprache mit Kollegen in Deutschland könne er sich gut vorstellen, der Dombauhütte in Paris Fachleute zur Verfügung zu stellen. Es werde aber Jahre dauern, bis die Schäden behoben seien.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bat die Menschen in Deutschland, den Wiederaufbau von Notre-Dame zu unterstützen. Er nehme gerne die entsprechende Bitte des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron auf, sagte Steinmeier. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich solidarisch. In einem Brief an den Erzbischof von Paris schrieb Marx: "In der Sprachlosigkeit über diesen Schicksalsschlag für Ihr Land versichere ich Ihnen das Gebet der Gläubigen in Deutschland."
Grundsubstanz der Kirche wurde gerettet
Das Feuer in Notre-Dame ist inzwischen vollständig gelöscht. Die Behörden gehen von einem Unfall als Ursache aus. Wie die Feuerwehr der französischen Hauptstadt am Dienstagmorgen mitteilte, folgt nun eine Begutachtung der Schäden. Die Einsatzkräfte hätten die ganze Nacht über gekämpft, um ein Wiederaufflammen des Brandes zu verhindern. Zudem sei die Stabilität der Gebäudestruktur überwacht worden.
Das "heftige Feuer" habe sich am Montagabend unmittelbar nach der Abendmesse rasch auf 1.000 Quadratmetern über das gesamte Dach ausgebreitet. Den Angaben der Feuerwehr zufolge trugen drei Menschen leichte Verletzungen davon, darunter ein Polizist und ein Feuerwehrmann. Die Grundsubstanz der Kirche sowie die Fassade mit den beiden Haupttürmen wurde offenbar gerettet. Ebenso unversehrt blieben anscheinend wichtige Gemälde, Kunstgegenstände und Reliquien, darunter auch die von Gläubigen in aller Welt verehrte Dornenkrone Jesu. (Mit Material von KNA)