Social-Media-Gebete mit hunderten Teilnehmern

Diese Frau betet jeden Tag den Rosenkranz auf Instagram

Veröffentlicht am 01.05.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Innerhalb eines halben Jahres hat eine US-Amerikanerin hunderte Menschen zu einer Gemeinschaft von Rosenkranz-Betern zusammengeführt. Das tägliche Gebet zu Gott und zur Jungfrau Maria gibt ihr Kraft. Die braucht sie, denn die Frau hat große Ziele.

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Heute ist Kristin etwas später dran: Anstatt Punkt viertel vor sieben ist es jetzt schon fast zehn vor. Trotz der frühen Uhrzeit winken schon einige Teilnehmer freudig in die digitale Runde. Denn es handelt sich hier um einen Instagram-Livestream, jeden Tag früh am Morgen. Bald teilt sich das Fenster und unter dem Bild von Kristin erscheint eine weitere junge Frau. Nachdem sich herzlich begrüßt wird, geht es um die Gebetsanliegen: Für die Menschen in Paris soll heute gebetet werden, außerdem für die mehr als 400 Feuerwehrleute, die den Brand in der Pariser Kathedrale Notre Dame gelöscht haben. Danach geht es los: Mit Kreuzzeichen, Glaubensbekenntnis und dem ersten Vaterunser beginnt Kristin den Rosenkranz, den die beiden Frauen im Wechsel beten.

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Gut 200 Menschen machen jeden Morgen mit und verfolgen den Livestream in Echtzeit, weitere sehen sich die Aufzeichnung an, sodass pro Tag insgesamt 1.500 bis 2.000 Rosenkranzbeter zusammenkommen. Schon seit über einem halben Jahr lädt Kristin jeden Morgen zum Rosenkranzgebet auf ihrem Instagram-Kanal @manyhailmarysatatime ein, das sie stets gemeinsam mit einem Gast aus der entstandenen Community spricht. Viele Mitbeter steuern Anliegen bei, die dann von allen in ihrem Gebet berücksichtigt werden.

Mutter, Managerin, Marienverehrerin

Initiatorin Kristin steht mitten im Leben: Die sechsfache Mutter arbeitet in leitender Funktion in der Wirtschaft und bloggt über das Leben mit Mann und Kindern. Als gläubige Katholikin betet sie mit ihrer Familie schon seit sieben Jahren den Rosenkranz. „Das hat uns Frieden und Optimismus gebracht“, erzählt sie im Interview mit der französischen Nachrichtenseite Aleteia. "Wir hatten zum Teil ziemlich viel Stress und konnten die Hypothek auf unser Haus nicht bezahlen. Wir wussten, dass die heilige Maria auf uns Acht geben würde – und das hat sie auch getan." Der Rosenkranz hat für sie eine ganz besondere Bedeutung, sie beschreibt ihn als "Leiter von der Erde zum Himmel": "Er erlaubt mir, alle Sorgen abzugeben."

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Sie hat auch festgestellt, dass das gemeinsame Gebet die Bande innerhalb der Familie gestärkt hat: "Es ist ein Ritual, das uns Authentizität und Gemeinschaft bringt", sagt sie. Als Segen empfindet sie auch die Gemeinschaft, die auf Instagram entstanden ist: "Alle mögen und unterstützen sich gegenseitig durch das Gebet." Für sie selbst ist der tägliche Rosenkranz eine feste Institution geworden. Wenn sie mal einen Tag nicht bete, fühle sie sich gespannter und ängstlicher. Mit dem Rosenkranz seien ihre Tage friedlicher und flüssiger.

Dieses Gefühl möchte sie auch weitervermitteln. Sie habe einen richtigen Schub im Gebet gefühlt, als sie das erste Mal auf Instagram online ging, "vorher war ich manchmal nicht ganz bei der Sache". Ihr Ziel ist es nun, 100 Millionen Beter zusammen zu bekommen und durch die Sozialen Medien "Maria zu verehren" und "ihr großes Geschenk an uns" zu verbreiten. Dass sie sich auf vermintem Terrain befindet, ist ihr klar. Denn das Internet ist nicht unbedingt für den schonenden Umgang der Nutzer untereinander bekannt. "Wenn wir aber eine Gemeinschaft entstehen lassen und unsere Stimmen im Lobpreis zusammen erheben, kann das eine wunderbare Sache sein."

Von Christoph Paul Hartmann