"Wir sind auf diesem Weg weiter, als vielen bewusst ist"

Ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender: Gute Ansätze für Euro-Islam

Veröffentlicht am 22.04.2019 um 11:23 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Ein Islam, der muslimische Glaubensüberzeugungen mit europäischen Werten verbindet? Geht es nach dem ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber, ist der Weg dahin nicht mehr weit. Unterstützung erhält er von einem jüdischen Vertreter.

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Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, sieht ernstzunehmende Ansätze für die Herausbildung eines Euro-Islam. "Wir sind auf diesem Weg weiter, als vielen bewusst ist", sagte er der "Welt am Sonntag". Es gebe faszinierende Ansätze dafür.

Euro-Islam ist ein Begriff, Anfang der 1990er-Jahre in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt wurde und eine bestimmte säkularisierte Form des Islam beschreibt. Sie soll sich dadurch herausbilden, dass in Europa lebende Muslime Pflichten und Prinzipien des Islam mit Werten der modernen europäischen Kultur kombinieren.

"Pluralisierung des Islam in Europa"

"Wir erleben im Augenblick eine Pluralisierung des Islam in Europa", so Huber weiter. Es sei wichtig, diese Entwicklung wahrzunehmen und sie auch in den kulturellen Institutionen abzubilden. Als Beispiele nannte er die Einrichtungen für islamische Theologie an Hochschulen oder Debatten in den Medien, an denen muslimische Intellektuelle teilnähmen. Wolfgang Huber war von 1994 bis 2009 Berliner Bischof und von 2003 bis 2009 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Auch der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz, Andreas Nachama, erklärte, Christentum, Judentum und auch der Islam veränderten sich angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen in Europa. "Ich bin fest davon überzeugt, dass eine moderne Welt auch modern geprägte Religionen haben wird", sagte er. (mal/KNA)