Entwurf der Verfassung "Praedicate Evangelium" durchgesickert

So soll die Kurie künftig aussehen

Veröffentlicht am 29.05.2019 um 20:07 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt  ‐ Lange ist darauf gewartet worden, nun sind Grundrisse der Reform durchgesickert, mit der Papst Franziskus den römischen Apparat reformieren will. Schon diese Eckpunkte machen klar: Es wird sich einiges ändern.

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Ein Entwurf der von Papst Franziskus geplanten neuen Verfassung für den Vatikan ist in Teilen bekannt geworden. Das US-amerikanische Portal "National Catholic Register" veröffentlichte am Mittwoch Auszüge aus dem Entwurf, der derzeit den katholischen Bischofskonferenzen weltweit zur Stellungnahme zugesandt ist.

Mehr Laien in die Kurie, mehr Kompetenzen für Bischofskonferenzen

Gemäß diesem Entwurf sollen in der römischen Kurie als zentralem Leitungsorgan der katholischen Kirche künftig mehr Laien arbeiten. Zudem gebe es eine Verlagerung von Kompetenzen an die Bischofskonferenzen. Dieser Impuls zur Dezentralisierung verändere auch die Beziehungen zwischen Bischöfe, Kurie und dem Papst.

Vor allem im 20. Jahrhundert hatten die Päpste die römische Kurie zur Spitze eines straff zentralistisch geführten Apparats ausgebaut. Diese hatte Johannes Paul II. zuletzt im Jahr 1988 neu organisiert. In der Kurie und dem Vatikanstaat arbeiten rund 2.500 Menschen; ein Großteil von ihnen sind Kleriker.

Vor dem letzten Konklave im März 2013 forderten zahlreiche Kardinäle vom neuen Papst eine grundlegende Reform der Kurie. Diese sollte die Struktur, aber auch den Auftrag und das Selbstverständnis der Behörde umfassen. Als Papst hatte Franziskus in mehreren internen Ansprachen Mentalität und Funktionsweise der römischen Kurie scharf kritisiert.

Laut dem veröffentlichten Entwurf der Verfassung mit dem Titel "Praedicate Evangelium" wird die seit Jahrhunderten bestehende herausgehobene Stellung der einstigen Inquisitionsbehörde relativiert. Künftig werde die "Römische Glaubenskongregation" "Dikasterium für die Glaubenslehre" benannt. Ihr vorangestellt wird ein "Dikasterium für die Evangelisierung", das die Verkündigung der christlichen Botschaft in allen Teilen der Erde fördern soll.

15 Dikasterien geplant

In der alten Kurienverfassung von 1988 gab es neun "Kongregationen" und elf, später zwölf "Päpstliche Räte". Gemäß der neuen Verfassung soll es insgesamt nur noch 15 "Dikasterien" geben. Das vatikanische Staatssekretariat als zentrales Instrument des Papstes bleibt erhalten; dazu gehört weiterhin auch das Außenministerium des Heiligen Stuhls.

Insgesamt betone der Entwurf der Kurienverfassung stärker das verkündigende und karitative Element der Kirche als das der Lehre, heißt es im Bericht des "Register". (KNA)

Linktipp: Welche Kurie will der Papst?

Von einigen Beobachtern war das Projekt einer Kurienreform schon beerdigt worden; zu lange hatte man von dem Projekt nichts mehr gehört. Doch nun zeichnet sich ab, dass Papst Franziskus 2019 tatsächlich die fünfte Kurienordnung der Kirchengeschichte erlassen könnte. Umso mehr stellt sich die Frage, welche Kurie der Papst eigentlich will. Zum Problem könnten die Finanzen werden.