Franziskus predigt in Rumänien gegen nationalistische Engstirnigkeit
Papst Franziskus hat in Rumänien gegen den Nationalismus gepredigt und zur Brüderlichkeit unter den Volksgruppen aufgerufen. An die Jugend appellierte er, sich für eine solidarische und gerechte Zukunft einzusetzen. Am Samstag, dem zweiten Tag seines Rumänienbesuchs, traf der Papst zunächst die ungarische Minderheit im Wallfahrtsort Mircurea Ciuc. Anschließend reiste er zu einer Begegnung mit Jugendlichen und Familien in Iasi nahe der moldawischen Grenze.
Bei einer Messe in dem Wallfahrtsort am Vormittag warb der Papst für Versöhnung zwischen den verschiedenen Kulturen und Traditionen. Sie seien der Reichtum eines Volkes, betonte Franziskus vor mehreren Zehntausend Gläubigen. Er verwies auf die rumänischen und ungarischen Traditionen des Wallfahrtsortes sowie die Beteiligung von Christen anderer Konfessionen. Damit sei die Wallfahrtsstätte Sumuleu Ciuc "ein Symbol des Dialogs, der Einheit und der Brüderlichkeit". Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl dürften die Menschen sich nicht rauben lassen von Gerede und Verletzungen, die Spaltung und Zersplitterung nähren", so der Papst weiter.
Die Geschichte des Pilgerheiligtums von Sumuleu Ciuc reicht in das 14. Jahrhundert zurück und ist mit dem siebenbürgischen Heerführer Johann Hunyadi und seinem Kampf gegen die Osmanen verbunden. Im Mittelpunkt der religiösen Verehrung steht eine 500 Jahre alte geschnitzte Marienskulptur. Traditionell findet eine große Wallfahrt am Samstag vor Pfingsten statt.
Die Anreise des Papstes am Morgen von Bukarest aus musste wegen schlechter Wetterbedingungen geändert werden. Die letzten 150 Kilometer legte Franziskus deshalb über Landstraßen im Auto zurück. Bei aufklarendem Wetter flog der Papst nach der Messe im Hubschrauber weiter ins nordostrumänische Iasi.
Franziskus: Ohne Liebe und ohne Gott kann kein Mensch leben
Auch zur dortigen Begegnung mit Jugendlichen und Familien erwarteten ihn wieder Zehntausende Gläubige. Das studentisch geprägte Iasi ist in diesem Jahr "Hauptstadt der Jugend" Rumäniens. Sie rief der Papst in seiner Ansprache zum Einsatz für andere auf. Ohne Liebe und ohne Gott könne kein Mensch leben. Kinder hätten "ein Recht auf die Zukunft", betonte Franziskus. Er erinnerte an den "einfachen, aber standhaften Glauben" der Mütter und Großmütter. Es sei die "Selbstlosigkeit eines 'häuslichen' Glaubens, der unbemerkt bleibt, aber allmählich das Reich Gottes aufbaut".
Das "Schlimmste" sei, wenn Menschen keine Wege mehr zueinander fänden und "wenn wir mehr Schützengräben als Straßen sehen", mahnte der Papst. "Wir gehören einander, und das persönliche Glück kommt daher, dass man die anderen glücklich macht. Alles Übrige sind Märchen."
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Vor dem Familien- und Jugendtreffen besuchte Franziskus die katholische Kathedrale Maria Königin, wo er vor allem mit Kranken und Behinderten zusammenkam. Für den Abend war der Rückflug nach Bukarest geplant.
Am Sonntag, dem dritten und letzten Tag seiner Reise, spricht Franziskus im siebenbürgischen Blaj sieben Bischöfe selig, die in der Zeit kommunistischer Unterdrückung im Gefängnis starben. Weiter steht eine Begegnung mit Angehörigen der Roma-Minderheit auf dem Programm. (KNA)