Wird der Menschensohn, wenn er wiederkommt, noch Glauben vorfinden?
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Bei einer Veranstaltung zur Vorstellung meines neuen Buches "Homo Empathicus" sagte der auf dem Panel mitdiskutierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, dass es immer häufiger vorkomme, dass er, wenn er im Land Besuche macht, um Empathie werben müsse. Es sei nicht mehr selbstverständlich, dass Christen dieses für ihre Religion tragende Element wertschätzten.
In einem Land, in dem seit vielen Jahren darum gestritten wird, ob es als christliches Land mit nicht-christlichen Zuwanderern leben will, ist dieser Befund erschütternd. Was heißt es denn, christlich zu sein? Wie wird Christentum praktisch? Wenn alles, was wir aufzubieten haben, Pegida-Demonstranten sind, die Weihnachtslieder singen, dann ist das Abendland bereits untergegangen.
Empathie bedeutet, sich mit Verstand und Gefühl gleichermaßen dem Mitmenschen zu nähern und ihn zu verstehen. Die Nähe zur Goldenen Regel drängt sich ja förmlich auf: alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, dass müsst auch ihr ihnen tun. Der Befund von Bischof Bedford-Strohm muss alle wahren Christen aufrütteln: die Katholiken und die Protestanten, die Konservativen und die Liberalen.
Leider ist die Christenheit in Deutschland, also das, was von ihr übrig ist, vor allem mit Nabelschau beschäftigt. Dabei faseln die einen davon, dass alles so bleiben soll, wie es niemals war, und die anderen wollen eine Revolution ohne Plan. Dabei müsste das Augenmerk einzig darauf liegen: Wird der Menschensohn, wenn er wiederkommt, noch Glauben vorfinden? (Lk 18,8).