Der Jammer der Religionslehrer über "die Amtskirche" ist zu billig
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So zerstritten die Kirche in Deutschland derzeit ist, in einem besteht Einigkeit: An der Krise sind immer die Anderen schuld.
Ein neuer Vorstoß des Bundesverbandes der katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer an Gymnasien (BKRG) ist da keine Ausnahme. In einem Papier zum Synodalen Prozess der deutschen Bischöfe hat der Verband soeben Reformen angemahnt, etwa bei der Sexualmoral oder der Ökumene. Das ist, wie bereits angemerkt wurde, legitim und sogar geboten, selbst wenn der eine oder andere von den einschlägigen Ideen vielleicht auch vor der Handreichung des BKRG schon einmal gehört hat.
Weniger nachvollziehbar ist dagegen, wie der BKRG über die aktuelle Situation der Kirche spricht. Die Vorsitzende Gabriele Klingberg zieht gegenüber dem "Domradio" eine bittere Bilanz: Die Schüler "erleben Kirche überhaupt nicht mehr lebensnah. Sie erleben nicht, dass die Amtskirche eine Botschaft für ihr Leben transportiert und dass diese Botschaft sie überhaupt noch berührt." Das BKRG-Papier bringt den Ernst der Stunde sprachlich sogar noch mit einigen jener Extra-Bindestriche zum Ausdruck, wie sie in keiner von sich selbst ergriffenen Predigt fehlen dürfen: "Die Glaub-Würdigkeit [!] der Kirche und ihrer Botschaft ist öffentlich zerrüttet."
Man kann nur hoffen, dass die Religionslehrer ihren Schülern ein anderes Kirchenbild vermitteln als jenes, das ihrem Verband hier vorschwebt: Die böse "Amtskirche" macht, was sie will, und wir, das unmündige "Kirchenvolk", leiden still unter dem daraus resultierenden Glaubensschwund? Sind Laien, sind Religionslehrer keine Kirche mehr? Gewiss, viele Entscheidungen liegen immer noch ausschließlich in der Hand von Klerikern, wahrscheinlich zu viele. Trotzdem gehört es zur Verantwortung aller Gläubigen, zur "Glaub-Würdigkeit der Kirche" beizutragen, in ihrem Leben, in ihrem Bekenntnis, allem klerikalen Fehlverhalten zum Trotz. Alle Gläubigen sollten andere Menschen erleben zu lassen versuchen, dass die Kirche "eine Botschaft für ihr Leben transportiert".
Wenn es um Teilhabe geht, berufen wir Laien uns gerne auf das "gemeinsame Priestertum der Gläubigen" (II. Vatikanum). Nur wenn es der Kirche schlecht geht, neigen wir dazu, geschmeidig wieder zum Muster von "die da oben" gegen "wir hier unten" zurückzukehren. Es macht unsere Anliegen nicht glaub-würdiger.