Wortgottesdienste mit Kommunionspendung "eigentlich ein Unding"

Liturgiewissenschaftler: Sonntagsmesse darf nicht am Zölibat scheitern

Veröffentlicht am 17.06.2019 um 11:15 Uhr – Lesedauer: 
Ein Priester feiert die Heilige Messe
Bild: © KNA

Münster ‐ Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung als Ersatz für die Messe? Für den Würzburger Liturgiewissenschaftler Martin Stuflesser ein "Unding". Daher müsse auch über die Zulassungskriterien für das Priesteramt gesprochen werden.

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Der Würzburger Liturgiewissenschaftler Martin Stuflesser hat sich für ein Umdenken bei der Leitung von Eucharistiefeiern ausgesprochen. Die sonntägliche Eucharistiefeier sei vom kirchlichen Selbstverständnis her "überlebensnotwendig für eine christliche Gemeinde", sagte er im Interview der Münsteraner Bistumszeitung "Kirche+Leben" (Sonntag). Daher müsse alles dafür getan werden, damit es genügend Vorsteher für die Feier der Eucharistie gibt. "Das darf dann auch nicht an den Zulassungskriterien für das Priesteramt scheitern", so Stuflesser.

Wortgottesdienste mit Kommunionspendung, wie sie mangels Priester in manchen Gemeinden gefeiert werden, sind laut Stuflesser "eigentlich ein Unding", weil sie die Kommunion aus dem Zusammenhang der Eucharistiefeier herausrissen. Seit der Zeit der frühen Kirche gebe es eine enge Verbindung von Eucharistie und dem Sonntag als "Herrentag". "Ich habe die Sorge, dass unsere Kirche diese Verbindung im Moment zu leichtfertig aufgibt", so Stuflesser. Die Frage nach der Leitung von Eucharistiefeiern müsse auch Thema beim "synodalen Weg" werden, den die Deutsche Bischofskonferenz angekündigt hat.

Bild: ©Privat

"Ich frage mich vielmehr, warum die zehn Prozent, die noch da sind, sich eine lieblos, ohne jede ästhetische und theologische Qualität herunter gefeierte Liturgie überhaupt noch antun", sagt der Liturgiewissenschaftler Martin Stuflesser.

Stuflesser fordert zudem eine liturgische Bildungs- und Qualitätsoffensive in der Kirche. Bei vielen Eucharistiefeiern, die er selber erlebe, frage er weniger, warum 90 Prozent der Kirchenmitglieder sonntags nicht mehr kämen. "Ich frage mich vielmehr, warum die zehn Prozent, die noch da sind, sich eine lieblos, ohne jede ästhetische und theologische Qualität herunter gefeierte Liturgie überhaupt noch antun." Erst durch eine bessere liturgische Bildung und Qualitätssicherung könne die Eucharistie wieder die Bedeutung gewinnen, die ihr eigentlich zukomme, so Stuflesser.

Martin Stuflesser ist Professor für Liturgiewissenschaft und Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Universität Würzburg. Er ist Priester des Bistums Mainz und Berater der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz. (tmg)