"Betet für mich"
Bergoglio wird oft als Anwalt der Armen bezeichnet. Er folgt auf den deutschen Papst Benedikt XVI., der am 28. Februar nach einem Pontifikat von nur knapp acht Jahren zurückgetreten war. Er hatte seinen historischen Schritt mit nachlassenden Kräften begründet.
Erstmals seit dem Syrer Gregor III. im 8. Jahrhundert stammt ein Papst nicht aus Europa. Nie zuvor war ein Mitglied des Jesuitenordens Papst.
Bei seinem ersten Auftritt vor zehntausenden Menschen auf dem überfüllten Petersplatz bat das neue Kirchenoberhaupt, für ihn zu beten. Er sprach er mit den Gläubigen das Vaterunser und das Ave Maria für den zurückgetretenen deutschen Papst Benedikt XVI.
Das Konklave zur Wahl eines Nachfolgers Benedikts gehörte zu den kürzesten der Kirchengeschichte. Es dauerte etwas mehr als 26 Stunden, fünf Wahlgänge waren notwendig. Benedikt wurde im Jahre 2005 nach vier Wahlgängen gewählt.
"Liebe Schwestern und Brüder, guten Abend", lauteten am Mittwoch die ersten öffentlichen Worte des neuen Papstes, der in Deutschland studiert und promoviert hat. "Ihr wisst, dass es die Pflicht des Konklave war, einen Bischof von Rom zu bestimmen", sagte er, "und es scheint, dass meine Brüder Kardinäle diesen am Ende der Welt geholt haben." Der Weg der Kirche von Rom solle ein Weg der Liebe und des Vertrauens werden, ein fruchtbarer Weg für die Evangelisierung.
Großer Applaus auf dem Petersplatz
"Habemus Papam" rief Kardinalprotodiakon Jean-Louis Tauran den jubelnden und Fahnen schwenkenden Menschen auf dem Petersplatz zu, die bei nasskaltem Wetter ausgeharrt hatten oder in Windeseile nach der Papstwahl hinzuströmten. Das neue Kirchenoberhaupt spendete den Apostolischen Segen Urbi et Orbi - der Stadt und dem Erdkreis.
Um 19.07 Uhr hatte weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle die erfolgreiche Wahl eines Papstes verkündet. Auf dem Petersplatz brandete großer Applaus auf. Die Glocken des Petersdoms läuteten, bald auch die des Kölner Doms und anderer Kirchen in Deutschland. Das Erzbistum München ordnete die Beflaggung von Kirchen und Gebäuden an. In Berlin wurde zu einem Gottesdienst in die Sankt Hedwigs-Kathedrale eingeladen.
Die 115 wahlberechtigten Kardinäle waren am Dienstagnachmittag zusammengekommen, um abgeschottet von der Außenwelt einen neuen Mann auf den Stuhl Petri zu heben. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit war für die Wahl notwendig.
Gewaltige Aufgaben warten
Auf Franziskus warten gewaltige Aufgaben. Die katholische Kirche leidet nach Ansicht von Kritikern unter einem Reformstau. Auch die Kurie und die Vatikanbank gerieten in Verruf.
Nach Ansicht der Deutschen Bischofskonferenz zeichnete sich der neue Papst durch "sein bescheidenes Auftreten und seine kraftvollen Predigten" aus. "Heimat- und naturverbunden ist der Heilige Vater. Bekannt ist er für die Besuche an den hohen kirchlichen Feiertagen in Krankenhäusern und Gefängnissen", erläuterte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch am Mittwochabend. "Das schlichte Glaubenszeugnis seiner ersten kurzen Ansprache und sein Gebet zeigen der Welt: Der Heilige Vater ist bereit, das wichtige Amt und die hohe Verantwortung in tiefem Gottvertrauen zu übernehmen", meinte Zollitsch.
Im argentinischen Kongress unterbrach der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer, Julián Domínguez, die Sitzung. Er rief aus: "Es gibt einen Papst und der ist Argentinier!". Der Oppositionsführer und Abgeordnete Ricardo Alfonsín zeigte sich "ergriffen und glücklich" über die Wahl Bergoglios. "Als Argentinier fühle ich mich stolz, dass Kardinal Bergoglio der neue Papst ist", sagte der Sohn des ehemaligen Präsidenten Raúl Alfonsín. (dpa)