"Alle sozialen, politischen und religiösen Kräfte müssen zusammenarbeiten"

Nuntius ruft Bundesregierung zum Kampf gegen Extremismus auf

Veröffentlicht am 09.07.2019 um 17:17 Uhr – Lesedauer: 

Meseberg ‐ Die Ermordung des Politikers Walter Lübcke durch einen Rechtsextremisten hat ganz Deutschland schockiert. Damit sich so etwas nicht wiederholt, hat Nuntius Nikola Eterovic die Bundesregierung zu entschiedenem Handeln aufgerufen.

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Der Botschafter des Heiligen Stuhls in Berlin, Erzbischof Nikola Eterovic, hat die Bundesregierung zum "Kampf gegen jede Form von Extremismus" ermutigt. Es gelte "solche tragischen Ereignisse wie die Ermordung des Regierungspräsidenten von Kassel, Walter Lübcke, zukünftig zu verhindern", sagte der Apostolische Nuntius am Dienstag in Meseberg laut Redemanuskript. Er äußerte sich als Doyen des Diplomatischen Corps beim Jahresempfang der Diplomaten durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

"Dafür müssen jede Form von Intoleranz und Gewalt, wie auch jede Art von Antisemitismus und der Phobien vor dem Christentum und dem Islam mit der Wurzel ausgerissen werden", mahnte der Erzbischof. Um dies zu erreichen, müssten "alle sozialen, politischen und religiösen Kräfte zusammenarbeiten".

"Pacta sunt servanda"

Eterovic dankte der Regierung für ihr Engagement zugunsten des Friedens in der Welt. Ein konkretes Zeichen dafür sei "die Zahl von 3.100 Soldatinnen und Soldaten, sowie 190 Polizisten, Männer und Frauen, die bei verschiedenen Friedensmissionen im Einsatz sind". Eine der grundlegenden Bedingungen für die Stabilisierung des Friedens sei die Achtung des internationalen Rechts, wie auch die Einhaltung bestehender Vereinbarungen "gemäß dem lateinischen Grundsatz: Pacta sunt servanda - Verträge sind einzuhalten". "Einseitige Beschlüsse, vor allem mit Gewalt aufgezwungene, verursachen vielfachen Schaden, nicht zuletzt auf multilateraler Ebene, besonders in einer immer mehr globalisierten Welt", mahnte der Erzbischof.

Die Folgen von Gewalt und Krieg seien unter anderem die Destabilisierung benachbarter Länder oder ganzer Regionen, aber auch das Phänomen der erzwungenen Migration. "Daher wäre es dringend geboten, eine politische Lösung für diese Länder und zum Wohl ganzer Regionen zu finden." Das hätte auch positive Auswirkungen für die europäischen Länder, insofern man die Flüchtlingsströme besser kontrollieren und den Menschenhandel und somit die Tragödie so vieler Toter im Mittelmeer vermindern könnte. Eterovic beklagte, dass allein 2018 nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR 2.275 Menschen im Mittelmeer umgekommen seien.

Der Nuntius dankte der Bundesregierung auch für die "weitere Konkretisierung des Marshallplans mit Afrika", der zu einer ganzheitlichen Entwicklung des afrikanischen Kontinents beitragen solle. "Ebenso gilt unser Dank dem Einsatz im Kampf gegen die Erderwärmung, sei es auf deutscher, auf europäischer oder weltweiter Ebene." Eterovic ist seit 2013 Apostolischer Nuntius in Deutschland. Zuvor hatte der 68-jährige Kroate Theologie und Philosophie studiert und die Päpstliche Diplomatenakademie in Rom absolviert. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren an den Nuntiaturen in der Elfenbeinküste, in Spanien, Nicaragua und der Ukraine. (rom/KNA)