Generalvikar Wilk: Kirche beschäftigt sich zu viel mit sich selbst
Der Generalvikar des Bistums Hildesheim, Martin Wilk, hat kritisiert, dass sich die Kirche gegenwärtig zu viel mit sich selbst beschäftigt. Man müsse "weniger über die Kirche und mehr über unseren Glauben, weniger über uns und mehr über die Menschen und die Welt nachdenken und sprechen", sagte er in einem Interview mit der bistumseigenen "Kirchenzeitung" am Donnerstag. Die Kirche müsse sich weniger mit ihren Strukturen befassen und mehr fragen, was ihre eigentliche Aufgabe sei.
Zudem benötige es eine grundlegend andere Blickrichtung in der Jugendpastoral, so Wilk weiter. "Entscheidend ist nicht die Frage: Wie können wir junge Menschen an uns binden?" Vielmehr müsse die Kirche den Jugendlichen die "Lebensrelevanz des Glaubens" aufzeigen. Daher seien Orte der Jugendpastoral wichtig, "die das Ausprobieren und Realisieren von neuen Ideen möglich machen". Sie seien "Zeichen der Hoffnung", ebenso wie "Kirchengemeinden, in denen auch Menschen mit gebrochenen Lebensbiographien eine Heimat finden".
Sich von Kirchenaustritten nicht lähmen lassen
Wilk forderte die Gläubigen auf, sich von der erhöhten Zahl von Kirchenaustritten nicht lähmen zu lassen. Am Freitag hatte die Deutsche Bischofskonferenz die kirchliche Statistik für das vergangene Jahr veröffentlicht, in dem fast 30 Prozent mehr Gläubige als noch 2017 die Kirche verlassen hatten. Es sei nun wichtig, "als Kirche an unserer Dialogfähigkeit zu arbeiten und echte Partizipation zu lernen". Zudem müssten die "selbstverschuldeten Skandale" ehrlich aufgearbeitet und Strukturen geschaffen werden, die zukünftig Missbrauch verhinderten.
Der 48-jährige Wilk ist seit Ende Juni Generalvikar des Bistums Hildesheim. Zuvor leitete der Priester die Hauptabteilung Personal/Seelsorge des Generalvikariats und war als Diözesanjugendseelsorger tätig. (rom)