Standpunkt

Nicht schon vor Reformgesprächen deren Ergebnisse bestimmen!

Veröffentlicht am 31.07.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Mit Spannung werden die Amazonas-Synode und der "synodale Weg" erwartet. Manche Kardinäle und Bischöfe wollen jedoch schon vorab festlegen, was bei den Diskussionen beschlossen werden darf und was nicht. Das hält Christof Haverkamp für verfrüht.

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Die katholische Kirche macht stürmische Zeiten durch – für manche womöglich zu unruhige Zeiten. Das gilt auch für die schon jetzt heiß diskutierte Amazonas-Synode vom 6. bis 27. Oktober und für den "synodalen Weg" der Deutschen Bischofskonferenz. An beide Ereignisse knüpfen sich, je nach kirchenpolitischer Richtung, riesige Erwartungen oder immense Befürchtungen, die weit über die jeweiligen Regionen hinaus reichen.

Schade nur, dass manche Kardinäle in Rom und einige Bischöfe in Deutschland schon vorher so genau wissen, was bei der Synode und dem "synodalen Weg" nicht herauskommen darf. Wäre es nicht besser, dem Wirken des Heiligen Geistes zu vertrauen? Und sich zunächst alle Argumente anzuhören?

Eindeutig ist die Ablehnung der Kardinäle Gerhard Ludwig Müller und Walter Brandmüller. Zumindest bieten ihre Äußerungen den Vorteil, dass jeder nun weiß, was traditionsorientierte Kreise im Vatikan und andernorts denken. Doch ihre Warnungen erwecken zugleich den Eindruck, als seien die Kardinäle mehr an ihrem geschlossenen Weltbild interessiert als an der konkreten Situation in Lateinamerika und in Deutschland.

Denn da wäre für die katholische Kirche am Amazonas einiges zu sagen: Bischöfe wollen Klimagerechtigkeit und einen größeren Schutz der tropischen Regenwälder, auch mehr Unterstützung der indigenen Völker. Und steckt nicht die katholische Kirche in großer Not, wenn Eucharistiefeiern wegen des Priestermangels nur selten möglich sind?

Klar: Niemand sollte die Amazonas-Synode instrumentalisieren, weder Reformer noch ihre Gegner. Gefragt sind ein fairer Disput und ein Hören etwa auf brasilianische Bischöfe. Vom bequemen Schreibtisch in Rom bereits vorab zu bremsen, ist indes nicht hilfreich.

Hilfreich dagegen ist der Brief des Papstes zum "synodalen Weg" in Deutschland, auch wenn er im Ungefähren bleibt. Franziskus geht es nicht um Verbote von oben herab, sondern um die Einheit der Kirche und einen geistlichen Prozess. Sein Brief ist Ermahnung und Ermunterung zugleich.

Von Christof Haverkamp

Der Autor

Christof Haverkamp ist Chefredakteur der Bistumszeitung "Kirche+Leben" in Münster.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.