Nach antisemitischem Angriff in Berlin

Angriff auf Rabbiner Teichtal: Erzbischof Koch bekundet Solidarität

Veröffentlicht am 01.08.2019 um 15:45 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Der antisemitische Angriff auf den Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal hat bundesweit für Entsetzen gesorgt. Auch der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat Teichtal am Donnerstag seine Solidarität bekundet und Hilfe angeboten.

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Nach dem Angriff auf den Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal hat Berlins Erzbischof Heiner Koch seine Solidarität mit Teichtal bekundet. "Mit großer Bestürzung und Trauer habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie am vergangenen Schabbat nach dem Gottesdienst in Begleitung Ihrer Tochter antisemitisch beleidigt und bespuckt worden sind. Ich verurteile diese verabscheuungswürdige Tat auf das Schärfste", schrieb Koch am Donnerstag in einem an Teichtal adressierten Brief, der auch im Internet veröffentlicht wurde. Die Tat sei ein Angriff auf die Grundlagen unseres mitmenschlichen Zusammenlebens und in letzter Konsequenz auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Koch versprach Teichtal, dass die katholische Kirche im Erzbistum Berlin fest an seiner Seite stehe: "Wir werden nicht zulassen, dass Hass gleich welcher Art, insbesondere aber der Hass auf das Judentum, sein Ziel erreicht, unsere Gesellschaft zu spalten." Der Erzbischof bot dem Rabbiner, seiner Familie und der Jüdischen Gemeinde "in dieser unerträglichen Situation" zudem Hilfe an. Wenn er konkret behilflich seien könne, stehe er jederzeit zur Verfügung, so Koch in dem Brief.

Angriff von zwei arabisch sprechenden Männern

Der Angriff auf den Rabbiner war am Mittwoch von der Jüdischen Gemeinde zu Berlin öffentlich gemacht geworden. Demnach wurde Teichtal am vergangenen Freitag von zwei Männern auf Arabisch beschimpft und bespuckt. Der Angriff fand den Angaben zufolge in der Nähe der Synagoge im Stadtteil Wilmersdorf statt, in der Teichtal zuvor einen Gottesdienst geleitet hatte. Nach der Anzeige des Rabbiners nahm die Polizei Ermittlungen in dem Fall auf.

Bild: ©Mike Wolff, TSP

"Ich verurteile diese verabscheuungswürdige Tat auf das Schärfste", so Koch in seinem Brief an Teichtal.

Teichtal kritisierte in der Stellungnahme der Jüdischen Gemeinde, "dass die Aggressionen gegen Juden sowohl auf den Schulhöfen als auch auf den Straßen Berlins ein Eigenleben entwickelt haben". Zugleich bleibe er aber überzeugt, dass die meisten Menschen in Berlin diese Aggression gegen Juden als traurigen Bestandteil des jüdischen Alltags nicht hinnehmen wollten. Die meisten Berliner wollten, dass Juden ihr Judentum offen leben könnten, "ohne Angst zu haben, beschimpft, bespuckt oder gar geschlagen zu werden".

Jüdische Gemeinde fordert mehr Polizeischutz

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, erklärte, dass der Angriff auf Teichtal  beweise, wie wichtig es sei, den Kampf gegen Antisemitismus durch weitere praktische Maßnahmen zu verstärken: "Vor allem müssen jetzt auch Polizeibeamte, die ihren Dienst in Zivil versehen sollten, sicherstellen, dass unsere Beterinnen und Beter ihren Weg zur Synagoge und zurück im Umfeld unserer Gotteshäuser ungestört antreten können." Joffe beschrieb Teichtal als "Liebe-Prediger", der sich in Berlin vorbildlich für ein durch "Liebe zur Würde des Menschen" getragenes Miteinander zwischen allen Religionen und Kulturen einsetze.

Teichtal wurde 1972 in New York  geboren, als 23-Jähriger wurde er dort zum Rabbiner ordiniert. 1996 kamen er und seine Frau samt Familie nach Berlin. (stz)