Päpste unter sich
Was wird dann wohl ein Papst zum anderen sagen? Mit Sicherheit Eure Heiligkeit, denn das ist nach Angaben des Vatikan weiter die korrekte Anrede für Papst Benedikt und natürlich auch für seinen Nachfolger Franziskus.
Dem Treffen zweier Päpste ging sonst in Schisma voraus
Bis zum freiwilligen, kirchenrechtlich korrekt vollzogenen Rücktritt von Benedikt XVI. wäre ein solches Zusammentreffen in der Geschichte des Papsttums undenkbar gewesen. Der Papst stirbt im Amt. Nach seinem Begräbnis wählen die Kardinäle einen Nachfolger, der dann wiederum die Nachfolge des Apostelfürsten bis zum Tod innehat. Gab es zwei oder wie in einem Fall sogar drei Päpste gleichzeitig, dann war irgendetwas ganz schief gelaufen. Die katholische Kirche befand sich nämlich im Schisma.
So war es in den Jahren zwischen 1378 und 1417, als erst zwei und zum Schluss drei Päpste miteinander konkurrierten. Diese Zeit ist in die Geschichte als Großes Abendländisches Schisma eingegangen. Im Juli 1415 legte der letzte legitime Papst seine Tiara ab. Gregor XII. trat zurück, um nicht länger einem unbelasteten Neuanfang im Weg zu stehen. Er starb einen Monat, bevor das Konzil von Konstanz im November 1417 einen neuen, allseits akzeptierten Papst wählte.
Diesmal kein Machtkampf
Gab es also zwei Päpste, dann standen sie sich in der Regel als Konkurrenten gegenüber. Nur derjenige, der seinen Anspruch durchsetzen konnte, ging in die Annalen der Kirche als Papst ein und bekam einen Eintrag in der Papstliste. Der unterlegene Konkurrent fand sich als Gegenpapst gebrandmarkt, egal wie stark sein Anspruch auf Legitimität einstmals gewesen sein mochte. Statt eines gemeinsamen Essen in Castel Gandolfo gab es dann ein Zusammentreffen, bei dem der Verlierer demütig zu Füßen des siegreichen Papstes lag, also die unschönere Alternative. Solche Konkurrenzsituationen ziehen sich durch die mittelalterliche Papstgeschichte, nicht umsonst verzeichnet die offizielle Papstliste insgesamt 37 Gegenpäpste.
Der letzte und bis Februar 2013 einzige Papst, der sein Amt freiwillig aufgab, weil er sich den Anforderungen nicht mehr gewachsen sah, war Cölestin V. Den Wunsch, seinen Lebensabend zurückgezogen im Gebet zu verbringen, wie es auch Papst Benedikt für sich vorsieht, konnte Cölestin nicht umsetzen. Sein Nachfolger Bonifaz VIII. ließ ihn nicht in Frieden ziehen, sondern hielt ihn in loser Gefangenschaft, weil er Angst vor einem Schisma hatte. Insofern ist es in der Tat ein historisches Ereignis, wenn die beiden Päpste am Samstag in Frieden zusammentreffen. Und der Antiwitz: Was sagt ein Papst zum anderen? Ist damit auch Geschichte.
Von Christiane Neuhausen (KNA)