Standpunkt

Kirchenmusiker sollen lieber klotzen statt kleckern

Veröffentlicht am 13.08.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Verantwortlichen in der Kirche vernachlässigen ihre einfachen "Handwerkszeuge" wie etwa die Kirchenmusik, findet Albrecht von Croy. Er warnt vor Lieblosigkeit und Routine – und sieht in der Musik eine große Anziehungskraft auf Kirchenferne.

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Es war nur eine kleine Meldung, die trotz des nachrichtenarmen Sommerlochs unterzugehen droht. So sei ihr hier nochmal ein kleines Aufmerksamkeitszeichen gesetzt: Der künftige Regensburger Domkapellmeister und Leiter der weltbekannten Domspatzen, Christian Heiß (52), sieht in der Kirchenmusik "nach wie vor eine der ganz großen Chancen für die Kirche". Ja, werden jetzt viele denken, das ist seines Amtes, was soll er denn sonst sagen?

Er könnte zum Beispiel "sonst" sagen, dass die Gestaltung der Eucharistie durch eine gelungene Kirchenmusik eine andere, weil vielleicht mystische Anziehungskraft auf Menschen ausübt, die sich sonst nicht in eine Kirche "verirren" (und um was kann es in diesen Zeiten mehr gehen als genau diese Menschen zu erreichen?). Er könnte "sonst" sagen, dass es ja einen Grund haben muss, dass Gemeinden, die immer wieder mit großer Kirchenmusik aufwarten, sich über Teilnahme an ihren Messen nicht beklagen können. Und nein: Es sind eben nicht nur die "Alten", die es gerne schön klassisch haben, sondern die Orchester- und Chor-Gottesdienste sind auch und gerade eine Attraktion für jüngere Menschen. Alles zu seiner Zeit, passend zum Anlass, modern oder klassisch, aber im Zweifel lieber geklotzt als gekleckert.

Es gehört zu den Unverständlichkeiten dieser Zeit, dass die Verantwortlichen in der katholischen Kirche mit ihren "Handwerkszeugen" nicht mehr umgehen können. Es mag ja da und dort der Ehrgeiz von Organisten und Kirchenmusikern sein, in ihrer Karriere das ganze Gotteslob einmal rauf und runter gesungen und vorher mit den irritierten Gläubigen zu diesem Behufe manch dünnes Liedchen auch noch eingeübt zu haben. Aber hat sich einer von ihnen mal vom Organisten-Hocker herab bemüht, um wahrzunehmen, dass so was auch etwas Trostloses haben kann? Trostlosigkeit in einem Gottesdienst? Manchmal sind es die kleinen Dinge, die große Wirkung haben. Kirchenmusik ist "nach wie vor eine der ganz großen Chancen für die Kirche".

Von Albrecht von Croy

Der Autor

Albrecht von Croy ist Mitherausgeber von "theo – das katholische Magazin".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.