Jesuiten-Chef: Es gibt eine Verschwörung gegen den Papst
Der Generalobere der Jesuiten, Arturo Sosa Abascal, hat eine Verschwörung mit dem Ziel des Rücktritts von Papst Franziskus angeprangert. "Es gibt Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche, die wollen, dass Papst Franziskus zurücktritt, aber er wird nicht zurücktreten", sagte der Jesuitenchef laut Medienberichten am Mittwoch beim "Treffen für Freundschaft unter den Völkern" im italienischen Rimini. Der "Schwarze Papst", wie die Generaloberen der Jesuiten früher genannt wurden, ist ein enger Vertrauter von Franziskus.
Gleichzeitig ist sich Sosa Abascal sicher, dass die "Verschwörer" eine Strategie verfolgen, die über das Pontifikat von Franziskus hinausreiche. Eigentlich gehe es den Gruppierungen darum, "die Wahl des nächsten Papstes zu beeinflussen und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der nächste Papst den Weg, den Franziskus aufgezeigt und eingeschlagen hat, nicht vertieft", sagte der 70-Jährige. Er ist sich aber sicher, dass der vom Papst eingeschlagene Weg "gemäß dem Willen der Kirche, der im Zweiten Vatikanischen Konzil deutlich zum Ausdruck gebracht wurde", fortgesetzt werden müsse. Papst Franziskus sei ein "legitimer und direkter Sohn" dieses Konzils. Gerade mit Blick auf die im Oktober stattfindende Amazonas-Synode fürchtet der Generalobere weiterhin eine "Strategie der Spannungen".
Ähnlich wie Sosa Abascal hatte sich zuletzt auch der deutsche Kardinal und Papstberater Walter Kasper geäußert. Es gebe Leute, "die einfach dieses Pontifikat nicht mögen, und die wollen das so schnell wie möglich beenden und wollen sozusagen ein neues Konklave haben", sagte Kasper Anfang des Jahres in einem Beitrag des ARD-Politmagazins "report München". Diese Papstwahl wollten sie dann so vorbereiten, dass sie in ihrem Sinne ausgehe.
Kardinal Baldisseri weist Spekulationen zurück
Kurienkardinal Lorenzo Baldisseri wies wenige Stunden nach der Rede Sosa Abascals in einem offiziellen Statement Spekulationen zurück, dass Gruppierungen Einfluss auf Franziskus nehmen oder gar seinen Rücktritt erzwingen würden: "Der Papst ist der Papst und führt zu dieser Zeit die Kirche." Persönlich sei ihm auch nichts anderes bekannt. Gerüchte wie die jetzigen seien "auch in anderen historischen Perioden aufgetaucht". Baldisseri ist Sekretär der Amazonas-Synode, bei der auch über die Weihe erfahrener, verheirateter Männer ("viri probati") diskutiert werden soll.
Gerüchte über Verschwörungen und Intrigen erzkonservativer Kreise gegen Franziskus bis hinein in die römische Kurie tauchen immer wieder auf. Deren Ziel soll es sein, mit Druck auf den Papst Reformen – vor allem mit Blick auf die Sexualmoral – zu verhindern. Für scharfe Kritik hatte etwa die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion in Einzelfällen durch Franziskus im Anschluss an die Familiensynode 2015 gesorgt. Einer der bekanntesten Reformgegner ist US-Kardinal Raymond Leo Burke, der ehemalige Präfekt der Apostolischen Signatur. Unter anderem hatte er den Papst zu einer Klarstellung der Kirchenlehre aufgefordert und Rücktrittsforderungen an den Pontifex als legitim bezeichnet. "Jeder kann sie gegenüber jedem Oberhirten stellen, der sich in der Ausübung seines Amtes schwerwiegend verfehlt", so Burke. (bod)