Peter Comensoli glaubt, Opfer habe Täter verwechselt

Erzbischof von Melbourne: Kardinal Pell ist unschuldig

Veröffentlicht am 22.08.2019 um 11:36 Uhr – Lesedauer: 

Melbourne ‐ Der wegen Missbrauchs in zweiter Instanz verurteilte Kardinal George Pell sei unschuldig: Davon ist sein Nachfolger als Erzbischof von Melbourne überzeugt. Zugleich glaube er auch dem Opfer. Es habe schlicht eine Verwechslung gegeben.

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Der Erzbischof von Melbourne, Peter Comensoli, glaubt an die Unschuld des wegen Missbrauchs in zweiter Instanz verurteilten Kardinals George Pell. "Ich glaube daran, was er mir bei vielen Gelegenheiten gesagt hat, dass er unschuldig ist, und bin nach wie vor schockiert, wie sich die Dinge entwickelt haben", sagte Comensoli dem australischen Radiosender "3AW" am Donnerstag. Gleichzeitig räumte der Erzbischof ein, dass er auch dem Opfer hinsichtlich des Missbrauchsvorfalls Glauben schenke, allerdings habe der Mann den Falschen als Täter benannt. "Ich glaube beiden", so Comensoli.

Das Oberste Gericht des australischen Bundesstaats Victoria hatte am Mittwoch in Melbourne die Revision Pells zurückgewiesen und die sechsjährige Haftstrafe bestätigt. In dem Verfahren sahen es zwei der drei Richter als erwiesen an, dass Pell 1996 als Erzbischof von Melbourne einen 13 Jahre alten Chorknaben missbrauchte und einen anderen belästigte. Eine Geschworenen-Jury hatte den Kardinal im vergangenen Dezember für schuldig befunden. Im März verurteilte ein Richter Pell zu sechs Jahren Haft, von denen er mindestens drei Jahre und acht Monate absitzen muss, bevor er auf Bewährung entlassen werden kann. Der Kardinal hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Pell hat nun 28 Tage Zeit, um vor dem Obersten Gericht Australiens gegen die Entscheidung vorzugehen.

"Pell könnte im Gefängnis sterben"

Comensoli fürchtet, dass der 78-jährige Pell im Gefängnis sterben könnte, wenn er keine Berufung einlegen oder vor dem Obersten Gericht nicht erfolgreich sein sollte. Er sei ein alter Mann, dessen Gesundheit nie die beste gewesen sei, so der Erzbischof. Comensoli kündigte an, dass er seinen "Freund" Pell auch weiterhin im Gefängnis besuchen wolle.

Der Vatikan hatte das Urteil gegen den Kardinal anerkannt. Gleichzeitig erinnere man daran, dass Pell sich während des gesamten Verfahrens für unschuldig erklärt habe und die Berufung vor dem Obersten Gericht noch ausstehe, hieß es in einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung. Pell ist der bisher höchste katholische Würdenträger, der von einem weltlichen Gericht wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. Von 2013 bis 2018 leitete er das vatikanische Wirtschaftssekretariat. (tmg)