Kurienkardinal warnt Teilnehmer der Amazonas-Synode vor Reformen

Sarah: Viri probati und Ämter für Frauen sind "Ungeheuerlichkeiten"

Veröffentlicht am 29.08.2019 um 14:12 Uhr – Lesedauer: 
Sarah: Viri probati und Ämter für Frauen sind "Ungeheuerlichkeiten"
Bild: © KNA

Vatikanstadt ‐ Ob die Weihe von verheirateten Männern zur Priestern oder die Schaffung von Ämtern für Frauen: Träfe die Amazonas-Synode solche Entscheidungen, würde sie damit endgültig mit der Tradition der Lateinischen Kirche brechen, warnt Kardinal Robert Sarah.

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Kurienkardinal Robert Sarah hat die Teilnehmer der Amazonas-Synode davor gewarnt, eine Ämteröffnung für Frauen oder die Priesterweihe verheirateter Männer zu beschließen. "Wenn die Amazonas-Synode aus mangelndem Gottvertrauen und pastoraler Kurzsichtigkeit heraus entscheidet, viri probati zu weihen, Ämter für die Frauen und andere Ungeheuerlichkeiten dieser Art zu schaffen, wäre das eine schwerwiegende Angelegenheit", sagt der Präfekt der Gottesdienstkongregation in seinem neuen Interviewbuch, das katholisch.de vorab vorlag. Träfe die Synode entsprechende Entscheidungen, "würde sie damit endgültig mit der Tradition der Lateinischen Kirche brechen".

Die Amazonas-Synode, die im Herbst im Vatikan stattfindet, steht unter dem Thema "Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". Dabei geht es neben Themen wie Umweltverschmutzung oder die Vertreibung indigener Völker auch um Priestermangel in großen und schwer zugänglichen Seelsorgegebieten. In diesem Zuge soll auch über die Weihe bewährter, verheirateter Männer ("viri probati") zu Priestern diskutiert werden.

"Wenn jede Diözese Lateinamerikas in missionarischem Eifer bereitwillig einen Priester für Amazonien freistellen würde, müsste diese Gegend durch die Einstellung verheirateter Priester nicht so tief verachtet und gedemütigt werden", sagt dagegen Sarah. Das Problem bestehe vielmehr darin, dass die Kirche "die Eingeborenen stets als unfähig betrachtet hat, den Zölibat zu leben". Es gebe dennoch keinen Anlass und keine regionale Notwendigkeit, aus der heraus eine Autorität, eine Synode dazu ermächtigen darf, "Priesteramt und priesterlichen Zölibat einfach voneinander zu trennen".

"Sie machen sich über den Zölibat lustig, dabei haben sie Angst"

Das Bestreben, den Zölibat zu lockern, läuft in den Augen des Kardinals auf eine Geringschätzung der "radikalen Hingabe" hinaus, "welche so viele treue Priester seit ihrer Weihe gelebt haben". Sarah: "Wir relativieren den Sinn des Zölibats, wir erheben Anspruch auf ein Privatleben, was der Mission des Priesters widerspricht. Es geht so weit, dass einige sogar das Recht auf homosexuelle Praktiken verlangen." Die Priester ruft der Kardinal dazu auf, sich "nicht vom Lärm der Welt verunsichern" zu lassen. "Sie machen sich über den Zölibat lustig, dabei haben sie Angst vor Euch", sagt er. Der Zölibat, das zeige gerade die Kritik, sei ein großes Zeichen des Glaubens, der Gegenwart Gottes in der Welt.

Das Buch "Herr, bleibe bei uns! Denn es will Abend werden" beruht auf einem Gespräch Sarahs mit dem französischen Journalisten Nicolas Diat. Es erscheint am 6. September in deutscher Sprache. Sarah spricht darin unter anderem über einen "geistlichen und kirchlichen Niedergang", den "Untergang der Wahrheit" und "Irrwege des Abendlandes". (bod)