Von Jesus herausgefordert
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Impuls von Schwester Veronica Krienen
Sich hinsetzen, überlegen und rechnen – diese ungewöhnliche Einladung für den heutigen Sonntag legt Jesus uns gleich zweimal ans Herz. Das Gleichnis vom Turmbau klingt wirklich nicht nach frommer Innerlichkeit, sondern nach dem, was wir heute Projektmanagement nennen würden: ein Zielbild ersinnen, einen Plan ausarbeiten, Ressourcen kalkulieren, die Durchführung in jedem einzelnen Schritt steuern.
Kann ich mein Leben mit einem Projekt vergleichen? Und was könnte dann ein Zielbild für mich sein? Wer will ich vor allem sein, was will ich vor allem aus meinem Leben machen. Welcher Lebensentwurf lockt mich. Oder anders herum gefragt, warum tue ich jeden Tag, was ich tue. Gibt es für mich darin einen tiefen Sinn, einen hohen Wert?
Mein eines und einziges Leben hat ja – auch durch seine Begrenztheit – in meinen Augen und in den Augen Gottes einen besonderen Wert. Ich habe ein Leben und darin die Möglichkeit, meiner wirklichen Sehnsucht, meiner Leidenschaft Gestalt zu geben. Solches Gestalten hat mit Wählen und Entscheiden zu tun. Natürlich könnte ich auch in den Tag hineinleben ohne einer Linie zu folgen und einfach jeweils auf das reagieren, was mir die Mitwelt und meine Bedürfnisse gerade nahelegen. Nur: auch das wäre im Letzten eine Lebensentscheidung.
Jede Einzelentscheidung beim Turmbau trägt dazu bei, dass er in Aussehen und Funktionalität zu genau diesem Turm wird. Jede Entscheidung auf dem Weg des Lebens trägt dazu bei, dass es mehr zu genau meinem Leben wird, mit diesen Idealen und Werten, mit jenen Vorlieben und Grenzen. So werde ich jeden Tag kenntlicher, werde ich mehr ICH.
Wichtig wird sein, welche Rolle ich dabei meinem Glauben zubillige. Jesus ist durchaus anspruchsvoll, er will entschiedene Leute, das macht er heute überdeutlich. Er will in meinem Leben eine zentrale Bedeutung bekommen.
Wie verhalte ich mich dazu, will ich mich Jesus Christus und seiner Rede vom Reich Gottes anschließen? Soll er mein Lebensprojekt sein – nicht nur Beiwerk und Schmuck an festlichen Tagen, sondern eine Festlegung mit hoher Priorität hinter der alles, wirklich alles zurücktritt. Soll er das Gestaltungsmerkmal aller meiner Lebensvollzüge sein, mit einer Entschiedenheit, die nicht in der Möglichkeitsform bleibt, die nicht Probe, sondern Ernstfall ist.
Nicht meine sozialen Bindungen, meine Leistungen oder mein Selbstwert, Jesus Christus will mein ganzes Leben aufbauen, prägen und formen. Dieses Lebensprojekt wird mich zur Lebensfülle führen, weit mehr als die Mein-Haus-mein-Auto-mein-Boot-Variante.
Aus dem Evangelium nach Lukas (Lk 14,25-33)
In jener Zeit begleiteten viele Menschen Jesus; da wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein.
Denn wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.
Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden.
Ebenso kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.