Es werde "keinen deutschen Sonderweg" geben

Kardinal Marx: Regionale Einschränkung des Zölibats denkbar

Veröffentlicht am 08.09.2019 um 09:27 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt am Main ‐ Im Oktober findet in Rom die Amazonas-Synode statt, bei der auch über die Möglichkeit verheirateter Priester diskutiert wird. Kardinal Reinhard Marx hat nun klargestellt, wie er zu diesem Thema steht – und einen deutschen Sonderweg ausgeschlossen.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigt sich offen für eine Einschränkung des Zölibats. Er könne sich "durchaus vorstellen, dass man zu dem Ergebnis kommen kann, dass es sinnvoll ist, unter bestimmten Voraussetzungen in bestimmten Regionen verheiratete Priester zuzulassen", sagte Marx der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der Erzbischof von München antwortete damit auf eine Frage zur im Oktober anstehenden Amazonas-Synode in Rom, an der er selbst teilnimmt.

Auf der Synode soll über eine regional begrenzte Zulassung verheirateter Priester beraten werden. Das Instrumentum laboris genannte Vorbereitungsdokument stellt fest, "dass in vielen Gemeinden wegen des Priestermangels keine regelmäßigen Eucharistiefeiern möglich" seien. Außerdem sei es notwendig, "dem indigenen und aus der Region stammenden Klerus unter Berücksichtigung seiner eigenen kulturellen Identität und Werte Rückendeckung zu geben".

Marx: Es geht um die Zukunft der priesterlichen Lebensform

Auch die deutschen Bischöfe setzen sich mit dem Thema Zölibat auseinander - im Zusammenhang mit ihrer Aufarbeitung des Missbrauchskandals. Marx sagte dazu der Zeitung: "Es geht nicht um den Zölibat allein, sondern um die Zukunft der priesterlichen Lebensform." Entscheidend sei für ihn, "ob und wie der Zölibat so gelebt werden kann, dass er ein positives Zeichen ist und auch die Priester in ihrem Leben nicht beschädigt". Es werde da aber "keinen deutschen Sonderweg" geben.

Eine von den Bischöfen in Auftrag gegebene Missbrauchstudie hatte ergeben, dass 5,1 Prozent der Diözesanpriester des sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt wurden, aber nur 1 Prozent der Diakone. Diakone sind nicht zu einer zölibatären Lebensweise verpflichtet.

Marx sagte der Zeitung, die Kriterien für die Priesterauswahl dürften nicht gesenkt werden: "Sie müssen womöglich noch strenger werden. Wenn es um die persönliche Reife eines Kandidaten geht, dann muss ich die moralische Gewissheit haben, dass er auch mit seiner zölibatären Lebensweise zurechtkommt."

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz forderte ein verpflichtendes Monitoring. "Jedes Bistum muss durch Statuten der Bischofskonferenz verpflichtet werden, etwa alle drei Jahre seine Arbeit in den Bereichen Prävention von sexuellem Missbrauch oder vielleicht auch in der Priesteraus- und -fortbildung von einem unabhängigen Institut begutachten zu lassen und die Ergebnisse zu veröffentlichen." (rom/KNA)