Praktikantin trifft Papst
Wie das Treffen ablief, erzählt die Münchener Theologiestudentin und Stipendiatin der katholischen Journalistenschule ifp im Interview mit katholisch.de.
Frage: Frau Dyckmans, am 1. März haben Sie Ihr Praktikum bei Radio Vatikan begonnen. Wie haben Sie Ihren Einstieg bei dem Sender in der Sedisvakanz erlebt?
Dyckmans: Ich bin wirklich direkt in den Trubel reingekommen und nach zwei Tagen Schonzeit in der Redaktion ins kalte Wasser gesprungen, weil jede Hand gebraucht wurde. Das war auch gut so, man lernt doch am meisten, wenn man direkt in die Arbeit eingebunden wird.
Frage: Welche Erwartungen hatten Sie an das Praktikum?
Dyckmans: Ich habe gehofft, dass ich viel mitbekomme und tief in die Materie eindringen kann. Dass ich viele praktische Erfahrungen sammeln kann, um möglichst viel zu lernen. Und dass ich Orte sehe, wo man normalerweise nicht hinkommt. Das ist auch so eingetreten. Wenn man durch den Apostolischen Palast und an der Sixtinischen Kapelle vorbeiläuft, weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Es sind so viele neue Eindrücke, das ist schon spannend. Ich war auch mehrfach bei Live-Übertragungen von Radio Vatikan dabei, habe das Evangelium oder die Fürbitten gelesen. Die Liveübertragungsboxen sind direkt im Petersdom, links neben der Loggia, von der aus der Papst die Menschen begrüßt.
Frage: Am Ostersonntag sind Sie dem Papst persönlich begegnet…
Dyckmans: Ja, wir haben den Ostersonntagsgottesdienst und das Urbi et Orbi live übertragen. Danach hat der Papst einige Angestellte persönlich empfangen. Wer mich kennt, weiß, dass ich normalerweise nie sprachlos bin. Aber als Papst Franziskus vor mir stand und auf Deutsch "Frohe Ostern" zu mir sagte, konnte ich nur strahlen und "Frohe Ostern" antworten. Mehr fiel mir in diesem Moment nicht ein, obwohl mein Gehirn auf Hochtouren lief. Und dann war es vorbei und ich dachte: Schade, das wars schon. Aber toll war es. Bin am Ostersonntag nicht mehr aus dem Strahlen herausgekommen.
„Er hat eine sehr warmherzige Ausstrahlung. Er hat wache Augen und schaut dich ganz bewusst an.“
Frage: Wie haben Sie den Papst aus der Nähe erlebt?
Dyckmans: Er hat eine sehr warmherzige Ausstrahlung. Er hat wache Augen und schaut dich ganz bewusst an. Ich hatte das Gefühl, dass er mich wirklich wahrgenommen hat und in diesem Moment auch nur mich meinte. Auch wenn er schon 76 ist, sieht man in seinem Blick den junggebliebenen Franziskus.
Frage: Wie gefällt Ihnen der Name?
Dyckmans: Ich finde ihn mutig. Der Name scheint ja Programm zu sein. Es sind natürlich große Fußstapfen, in die er tritt. Wenn der Papst aber wirklich durchzieht, was sein Name verspricht, dann finde ich Franziskus sehr gut.
Frage: Was wünschen Sie sich vom neuen Papst?
Dyckmans: Dass er die Kurie reformiert und der Welt zeigt, dass der Vatikan nicht nur pompös, sondern eine Kirche für die Gläubigen ist. Er soll einfach so weitermachen, wie er angefangen hat und mit seinen Predigten die Menschen erreichen. Bisher wirkt er anders als seine Vorgänger, aber seine theologischen Ansichten sind genauso konservativ. Ich glaube, dass man das nicht vergessen darf.
Frage: Die Ostertage sind nun vorbei. Wird es in der Redaktion jetzt ruhiger?
Dyckmans: Wir arbeiten alle seit vier Wochen fast durch, aber so langsam kehrt Normalität ein. In der Karwoche war hier in Rom die Hölle los - wie jedes Jahr. Aber seit Ostermontag ist es ruhiger und wir widmen uns auch wieder anderen Themen. Heute habe ich zum Beispiel einen Beitrag zu einem mobilen Kinderhospiz gemacht.
Frage: Sie sind noch einen Monat in der Redaktion. Haben Sie noch Wünsche für die letzten Wochen?
Dyckmans: Eigentlich ist ja schon alles erfüllt. Ich habe den Papst getroffen und das lässt sich nicht toppen. Es war ein Erlebnis, dass ich nie vergessen werde und das Foto wird wohl in die Annalen unserer Familiengeschichte eingehen.
Frage: Würden Sie nach Ihrem Studium beruflich nochmal nach Rom gehen?
Dyckmans: Auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, eine Zeit lang in Rom zu arbeiten. Die Stadt ist laut und wuselig, aber mit ihrem alten Charme sehr attraktiv. Und wer will nicht gerne im Schatten des Petersdoms arbeiten?
Das Interview führte Janina Mogendorf