Papst Franziskus: Habe keine Angst vor einer Kirchenspaltung
Papst Franziskus wirft Kritikern seiner Amtsführung vor, eine Kirchenspaltung zu riskieren, indem sie eine offene Auseinandersetzung verweigern. Er habe "keine Angst vor Schismen", sagte er auf dem Rückweg seiner Afrika-Reise am Dienstag vor mitreisenden Journalisten. Jene, die sich absonderten, trennten sich "vom Glauben des Volkes Gottes".
"Ich bete, dass es keine Schismen gibt, aber ich habe keine Angst", so Franziskus wörtlich. Die "Option des Schismas" gebe es immer in der Kirche. Gott lasse der menschlichen Freiheit immer Entscheidungsmöglichkeiten. Sowohl nach dem Ersten wie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1870 bzw. 1962-1965) hätten sich Gruppen abgetrennt, sagte der Papst. Er verwies auf die späteren Altkatholiken und die Traditionalisten um Erzbischof Marcel Lefebvre, die beide mit dem Anspruch auftraten, die Rechtgläubigkeit gegen Neuerungen zu schützen.
Mit Blick auf Unmut konservativer US-amerikanischer Kreise über seinen Kurs sagte Franziskus, Kritik gebe es "ein bisschen von überall her, auch in der Kurie". Grundsätzlich begrüßte er Einwände als Anlass zu Selbstkritik. Allerdings müsse Widerspruch offen und konstruktiv sein, um im Dialog zu einem gemeinsamen Punkt kommen zu können.
"...und dann stoßen sie dir den Dolch in den Rücken"
Ihm gefalle nicht, wenn Menschen ihre Kritik im Verborgenen, aber nicht gegenüber dem Betreffenden äußerten. "Sie lächeln dich breit an, und dann stoßen sie dir den Dolch in den Rücken. Das ist nicht fair, das ist nicht menschlich", so Franziskus wörtlich. Kritik in der Art von "Arsen-Pillen" helfe nicht weiter; dies sei ein Mittel "kleiner Gruppen, die keine Entgegnung hören wollen". Wer sich einer Auseinandersetzung verschließe, handele nicht aus Liebe zur Kirche, so der Papst; und weiter: "Alle Schismatiker haben etwas gemeinsam: Sie trennen sich vom Volk, vom Glauben des Volkes Gottes."
Nachdrücklich verteidigte Franziskus eine Kontinuität seiner Soziallehre zu der von Johannes Paul II. (1978-2005). "Ich kopiere ihn!", so Franziskus wörtlich. Der Rede von einem "zu kommunistischen" Papst warf er vor, Ideologien und katholische Lehre zu vermischen. Wenn "die kirchliche Lehre über Ideologien stolpert", werde Kirchenspaltung möglich, sagte der Papst. Gleichzeitig warnte er vor einer "aseptischen Moral" in Kontrast zur "Moral des Volkes Gottes". Auch innerhalb der Kirche werde vielfach eine zu große Sittenstrenge vertreten; das entspreche aber nicht dem "gesunden Evangelium".
Nach einer knapp einwöchigen Afrikareise ist Papst Franziskus am Dienstagabend wieder in Rom gelandet. An den fünf Besuchstagen hatte der Papst am Donnerstag und Freitag Mosambik, am Samstag und Sonntag Madagaskar sowie am Montag Mauritius besucht. Es war die insgesamt 31. Auslandsreise des aus Argentinien stammenden Papstes. Themen seiner Ansprachen und Begegnungen waren Frieden und Versöhnung, soziale Gerechtigkeit, Kampf gegen Armut und Korruption, kulturell-religiöse Vielfalt und Zusammenleben sowie Umweltschutz. (tmg/KNA)